Wie schaffst du es, dein Publikum in den Bann zu ziehen?
Fabian Weber: Jede gute Geschichte beginnt mit einer echten Emotion – etwas, was ich selbst fühlen muss, bevor ich es erzählen kann. Als Regisseur versuche ich, Bilder und Stimmungen zu schaffen, die zwischen den Zeilen wirken, Unausgesprochenes zu berühren. Wenn ein Film nicht nur gesehen, sondern auch gespürt wird, dann entsteht diese magische Verbindung zum Publikum. Für mich ist das der Moment, in dem Film aufhört, Medium zu sein und zum Erlebnis wird.
Mona Bertschinger: Als Produzentin schaffe ich die richtigen Voraussetzungen, damit starke Geschichten überhaupt erzählt werden können. Ich sorge dafür, dass kreative Visionen nicht an Budget, Zeit oder Prozessen scheitern. Wenn das Fundament stimmt – das richtige Team, klare Abläufe, mutige Entscheidungen –, kann die Regie ihre Vision entfalten und einen Film entstehen lassen, der das Publikum fesselt.
Welches Projekt hat dich vor die grössten Herausforderungen gestellt, und wie hast du sie gemeistert?
Mona Bertschinger: Ich erinnere mich an eine internationale Produktion, bei der zwei sehr unterschiedliche Kulturen aufeinandertrafen – und mit ihnen völlig verschiedene Arbeitsweisen und Erwartungen. Schwierige Situationen erfordern in meinen Augen vor allem eine klare Kommunikation, um Missverständnisse zu vermeiden. Am Ende haben wir es als Team gemeistert. Auch wenn es mal kritisch wird, können wir uns immer aufeinander verlassen. Genau diese Zusammenarbeit macht den Unterschied.
Fabian Weber: Eine grosse Hürde bei internationalen Produktionen ist auch die komplexe Logistik. Das habe ich bei einem besonders anspruchsvollen Projekt mit wechselnden Drehorten in mehreren Ländern erfahren. Trotz dieser Herausforderungen die kreative Linie zu wahren, war nicht einfach. Durch eine gute Kommunikation, flexible Planung und ein starkes Team wurde aber gerade diese Komplexität eine treibende Kraft für neue Ideen.
Wie bringst du deine kreative Vision mit den Zielen deines Kunden in Einklang?
Fabian Weber: Für mich beginnt alles mit Zuhören. Nur wenn ich die Werte und Ziele eines Kunden wirklich verstehe, kann ich sie in Kreativität umsetzen, in etwas, was nicht nur ästhetisch, sondern auch strategisch überzeugt. Ich sehe mich nicht nur als kreativen Kopf, sondern auch als Vermittler zwischen Vision und Ziel, zwischen Gefühl und Strategie. Was bewegt uns? Was wollen wir erzählen? Was soll bleiben? Wenn diese Verbindung spürbar ist, kann ich als Produzent und Regisseur meine Perspektive einbringen – authentisch, ohne mich zu verbiegen. Es ist ein Dialog, kein Kompromiss, und genau darin liegt die Magie.
Mona Bertschinger: Da stimme ich absolut zu. Als Produzentin ist es meine Aufgabe, die kreative Vision mit den realen Anforderungen zu verbinden. Ich sehe mich als Übersetzerin zwischen Kreativen und Auftraggebern. Ich höre genau zu, aber ich sage auch klar, was funktioniert – und was nicht. Es geht nicht darum, einfach Erwartungen zu erfüllen, sondern darum, etwas zu schaffen, was für beide Seiten Sinn ergibt.
Machen wir einen Zeitsprung: Wie wird die Filmproduktion in zwanzig Jahren aussehen?
Mona Bertschinger: Neue Technologien werden vieles verändern – von KI-gestützten Prozessen bis hin zu immersiven Formaten. KI macht vielleicht den ersten Rohschnitt, während wir gemeinsam ein Bier trinken … (lacht). Aber wie weit sich die Technologie auch entwickelt: Es wird immer Menschen brauchen, die Ideen haben, Geschichten erzählen und gemeinsam etwas erschaffen. Gute Produktionen entstehen nicht durch Algorithmen – sie entstehen durch Zusammenarbeit, Kreativität und den Mut, neue Wege zu gehen.
Fabian Weber: Das sehe ich gleich. Sicher, in zwanzig Jahren wird die Filmproduktion noch hybrider, immersiver und kollaborativer sein. Künstliche Intelligenz und virtuelle Produktion werden kreative Prozesse beschleunigen. Dennoch wird das Bedürfnis nach authentischer Erzählung bestehen bleiben – gerade in einer solchen technisierten Welt.
Wie kann «Made in Switzerland» in der Filmproduktion bestehen?
Fabian Weber: Wenn wir mutig genug sind, eigene Geschichten zu erzählen, statt Trends zu kopieren, verschaffen wir uns ein unverwechselbares Profil. In der Schweiz birgt die enge Verbindung von Natur, Technologie und Handwerk enormes kreatives Potenzial. Damit «Made in Switzerland» aber mehr als ein Versprechen ist, müssen wir den Standort aktiv stärken: durch gezielte Talentförderung, nachhaltige Produktionsbedingungen und einen Raum, in welchem sich neue Stimmen entfalten können. Die Zukunft des Schweizer Films liegt in der Einzigartigkeit – und in der Bereitschaft, in sie zu investieren.
Mona Bertschinger: «Made in Switzerland» kann bestehen, indem wir Haltung zeigen. Schweizer Filmproduktion steht für Qualität – das ist gut, genügt aber nicht. Es geht nicht nur um Perfektion, sondern auch um die kreative Perspektive. Wir müssen mutiger werden, Ecken und Kanten zeigen. Wer etwas zu sagen hat, bleibt sichtbar – auch international.
Welchen Rat würdest du deinem jüngeren Produzenten-Ich geben?
Mona Bertschinger: Ehrlich gesagt, ich würde nicht viel anders machen – ich habe meinen eigenen Weg gefunden und dabei gelernt, Aufgaben auf meine Art zu lösen. Weil ich nicht den klassischen Weg gegangen bin, habe ich keinen Tunnelblick, sondern produziere kreativ und flexibel. Wenn ich rückblickend etwas ändern könnte, dann wäre ich nicht ganz so streng mit mir selbst. Weniger Verbissenheit und mehr Nachsicht hätten mir vielleicht manchmal besser getan als mein Durchhaltewille.
Fabian Weber: Vertrau deiner Intuition, auch wenn du gegen den Strom schwimmst. Hab keine Angst vor Umwegen – sie führen oft zu den spannendsten Geschichten. Und vor allem: Bewahre deine Neugier, sie ist der beste Kompass. Technik, Trends und Tools ändern sich – aber echte Neugier bleibt der Motor für alles, was bewegt.