Text und Bilder: Zeno van Essel
Der Kaffee in der Lobby des Hotels ibis Canning Town in London hat die Sinne geweckt nach dem Frühmorgen-Flug von Zürich zum London City Airport. Schon rollt der Bus an, der die 20 Gäste aus der Schweiz durch den dichten Morgenverkehr zur ersten Etappe ihrer Studienreise bringt: die legendäre O2-Arena, die majestätisch am nördlichsten Punkt der Greenwich-Halbinsel in einer Schlaufe der Themse thront. Bau-Areale, Kräne und provisorische Strassen im Wechsel mit einer futuristischen Skyline zeugen davon, dass dieser Stadtteil schnell und stetig wächst. Darin eingebettet: die O2 Arena. Die 2007 eröffnete ehemalige Millennium-Kuppel ist mit einer Kapazität von 20 000 Zuschauern Europas meistbesuchte Musikarena. Mit über 250 Veranstaltungen pro Jahr und mehr als 9 Millionen Besuchern seit ihrer Eröffnung hat sich die O2-Arena als Londons führende Unterhaltungsdestination etabliert. Unter der riesigen Zeltplane befindet sich ein wahres Freizeit-Paradies: Die Indigo-Konzerthalle und neu auch eine grosse Outlet-Shoppingmeile, in der Markenprodukte zu üppigen Rabatten angeboten werden. Das eigentliche Spektakel enthüllt sich für die VSSA-Delegation aber beim Gang durch das Innenleben der grossen Arena: Perfektes Hosting ist das Motto – auch für die Künstlerinnen und Künstler, die hier auftreten. Eine spektakuläre Wall of Fame zeigt alle die Superstars, die hier aufgetreten sind. Die, die am häufigsten gekommen sind, erhalten einen «goldenen Schlüssel» und werden in den «21 Club» aufgenommen. Kundenbindung im Superstar-Format, denn für die Member gibt es eine eigene, sehr private Garderobe mit Bibliothek und Bar, die Normalsterblichen verborgen bleibt, den VSSA-Gästen aber ausnahmsweise nicht. Beeindruckt zeigen sich diese auch vom innovativen digitalen Kundenbindungsprogramm der O2-Arena sowie von den 96 VIP-Suiten und Premium-Clubs, die das B2B-Geschäft äusserst lukrativ machen.
Nach einer kleinen Stärkung im trendigen Gordon Ramsay Street Burger gehts weiter in Londons Norden zu einem architektonischen Wunderwerk: das hochmoderne Tottenham Hotspur Stadium, eröffnet 2019 mit einer Kapazität von 62 850 Zuschauern! Das Multifunktionsstadion, das dank eines privaten Investments von 1,2 Milliarden Pfund in nur drei Jahren gebaut wurde, beeindruckt durch sein ausfahrbares Spielfeld: Innerhalb von 25 Minuten verwandelt sich dadurch der Fussballrasen in ein Spielfeld für NFL-Spiele, die ebenfalls dort ausgetragen werden. Da staunen auch die Reiseteilnehmer Peter Zahner, CEO, und Bruno Vollmer, COO, der Swisslife Arena: «Wir haben schon viele Sportarenen gesehen, aber das hier übertrifft alles. Das ist eine andere Dimension.» Das Stadion verfügt über 8 000 Premium-Plätze und 70 VIP-Suiten, darunter der exklusive «H Club» mit Michelin-Stern-Gastronomie. Dazu kommen eine hauseigene Mini-Brauerei und die 65 Meter lange Bar im Süd-Stand – die längste Europas. Und weil das Stadion mit vier Bahnhöfen in Gehweite über eine hervorragende Verkehrsanbindung verfügt, kann der Raum für das Parkhaus für eine futuristische Elektro-Kartbahn genutzt werden. Mit etwas Stolz betrachten auch Achim Schröter, CEO, und Marcel Näpflin, stv. CEO, von Urimat den architektonischen Koloss: «Wir durften hier 850 wasserlose Urinale einbauen!»
Nachdem sich der Bus wieder durch den Feierabendverkehr von London zurück in die Stadt geschlängelt hat, lässt die Reisegruppe den Abend des ersten Tages bei einem feinen Dinner im Top 1 Forever Restaurant am Ufer der Themse bei den London Royal Docks ausklingen.
Der zweite Tag beginnt für die VSSA-Delegation mit einem Besuch in der ehrwürdigen Royal Albert Hall. Das 1871 eröffnete viktorianische Gebäude beeindruckt nicht nur durch seine majestätische Architektur, sondern auch durch seine State-of-the-Art Technik, zu der auch ein versenkbarer Boden und ein grosser Wassertank unter der Bühne gehören, dank dem in Shows Wassereffekte erzeugt werden können. Mit einer Kapazität von 5 272 Sitzplätzen und jährlich über 320 Veranstaltungen im Hauptauditorium ist die Royal Albert Hall eine der meistgenutzten Veranstaltungsstätten weltweit. Anke Stephan, Geschäftsführerin der Foursome GmbH und Vize-Präsidentin des VSSA, ist begeistert: «Es ist beeindruckend, hinter die Kulissen dieses Ortes mit seiner grossen Historie blicken zu können, wenn man bedenkt, wer da schon alles aufgetreten ist – von grossen klassischen Orchestern und Ballett bis zu Kraftwerk, Heavy-Metal-Bands oder sogar einem Tennis-Match oder Boxkämpfen. Zudem bekommt man auch Einblick in die monarchische Kultur Englands mit der Royal Box und der eigenen Zufahrt, die für Mitglieder des Königshauses reserviert sind.»
Nach dem Ausflug in die traditionsreiche Geschichte der Londoner Eventkultur gehts am Nachmittag für die VSSA-Reisegruppe genau in die andere Richtung weiter: auf in die futuristische Welt des Outernet-Komplexes im Herzen der Grossstadt. Der 2022 eröffnete Entertainment-Distrikt umfasst «The Now Building» mit 23 000 Quadratmetern LED-Screens, die ein immersives 360-Grad-Erlebnis bieten. Hier können Besuchende zum Beispiel «The Summer Palace» von Agustin Vidal Saavedra erleben, eine Installation, die durch Zeit und Raum führt, mit Renaissance-Gemälden, die zum Leben erwachen und sich in ein Raumschiff verwandeln. Oder die Show «The Butterfly Trail» entführt in ein virtuelles viktorianisches Gewächshaus mit bunten Schmetterlingsschwärmen. Das Herzstück ist der 2000 Personen fassende Veranstaltungsort «HERE», der modernste Audio- und Videotechnik vereint. Das Outernet soll reale und virtuelle Welten miteinander verbinden und ist vor allem auch für Marketing-Events und Produktpräsentationen eine beliebte Event-Location.
Den krönenden Abschluss der VSSA-
Studienreise bildet der Besuch der neuen ABBA Arena. Diese bietet Platz für 3000 Gäste, wurde speziell für die «ABBA Voyage»-Show konzipiert und 2022 eröffnet. Mit einer Höhe von 25,5 Metern und einem säulenfreien Innenraum von 70 Metern Durchmesser bietet sie optimale Sicht auf das innovative Hologramm-Konzert, bei dem dank hochmoderner Motion-Capture-Technologie digitale Avatare – «ABBAtare» – die ABBA-Mitglieder so darstellen, wie sie 1979 aussahen. Sie «performen» zusammen mit einer 10-köpfigen Live-Band auf der Bühne, wobei die Show neu aufgenommenen Gesang der originalen ABBA-Mitglieder mit Live-Instrumenten kombiniert. Anke Stephan: «Extrem spannend, was wir mit Technik heute alles umsetzen und realisieren können. Kaum zu glauben, dass man eineinhalb Stunden einem Hologramm zuschauen kann und dabei bestens unterhalten wird!» Und noch etwas fasziniert die erfahrene Eventlocation-Managerin, die auch Geschäftsführerin der Samsung Hall war: «Für 45 Millionen Pfund wurde diese neue Venue gebaut und 100 Millionen Pfund in die Show investiert», so Anke Stephan. «Aber sie spielen seit zweieinhalb Jahren mit 90 Prozent Auslastung. Bei einem Ticketpreis von 100 Pfund haben sie das Investment in fünf Jahren wieder amortisiert.»
In London ticken die Uhren anders, gerade auch im Bereich von Entertainment- und Event-Locations. So könnte man das Fazit der Studienreise des VSSA ziehen. Alle Teilnehmer sind am Schluss begeistert und dankbar, dass dieser aktive und innovative Schweizer Verein ihnen diesen Wissensaustausch ermöglicht hat. «Die Zukunft der Eventlocations liegt in der Flexibilität, der Digitalisierung und der Schaffung einzigartiger Erlebnisse», fasst Philipp Musshafen, CEO des Hallenstadions Zürich und Präsident des VSSA, zusammen. «Diese Reise war extrem inspirierend und motivierend, um auch unsere Schweizer Eventlandschaft auf das nächste Level zu heben und die gewonnenen Erkenntnisse in innovative Projekte umzusetzen.»
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