Dominik Achermann, wie haben Sie als Kind Ihre Grosseltern genannt?
Wir nannten unsere Grosseltern nach Begebenheiten, die uns Kindern aufgefallen sind: Die Eltern meiner Mutter waren «Rauzi-Grossmami und Rauzi-Grosspapi». Rauzi hiess ihr Rauhaardackel. Die Eltern meines Vaters waren «Garten-Grossmami und Garten-Grosspapi». Sie hatten einen wunderbaren Garten mit schönen Rosen.
Ich beziehe mich mit dieser Frage auf eine Rubrik im Grosseltern-Magazin, das Sie 2014 gegründet haben. Wie blicken Sie auf diese zehn Jahre zurück?
Etwas gerührt und dankbar. Wir hatten viel Glück bei der Lancierung. Die Reaktion der Medien auf unsere erste Ausgabe war enorm und alles andere als zu erwarten. Unter anderem brachte Radio SRF am Morgen des Lancierungstages in den Nachrichten zu jeder halben Stunde nicht nur Meldungen über Barack Obama, sondern auch, dass es seit heute ein Magazin für Grosseltern gäbe. Das war ein sensationeller Start für unsere Reise. Dankbar bin ich all den Menschen, die das Grosseltern-Magazin während dieser zehn Jahren begleitet und geprägt haben. An erster Stelle stehen da die Mitarbeitenden der ersten Stunde bis heute. Dazu gehören auch die Mitarbeitenden der AVD Goldach oder die Briefträger, die jeden Morgen bei uns ins Büro kommen, und auch die über 300 freien Mitarbeitenden, die während dieser ersten zehn Jahre für uns gearbeitet haben.
«Viele kennen das Magazin noch nicht. Solange dies so ist, glaube ich daran, dass wir unser Potenzial auf dem Lesermarkt noch nicht ausgeschöpft haben»
Das Heft hat eine Auflage von rund 15’000. Wie läuft das Geschäft?
Das Jahr hat für uns nicht gut begonnen. Das erste Halbjahr war auf dem Werbemarkt alles andere als erfreulich. Zum Glück hat der Wind gekehrt und die Zahlen für das zweite Halbjahr, inklusive Jubiläumsausgabe, sehen sehr gut aus. Auch auf dem Lesermarkt müssen wir wieder Gas geben und das eine oder andere spannende Projekt lancieren, um neue Abos generieren zu können.
Auf welchen finanziellen Standbeinen steht der 3G Media Verlag? Und wie wichtig sind diese jeweils?
Neben den Erträgen vom Werbe- und Lesermarkt des Grosseltern-Magazins verdienen wir mit Mandaten für verschiedene Dienstleistungen, die wir vom Verlag, der Redaktion und auch Grafik anbieten können. So ist zum Beispiel das Mandat für die Verlagsleitung des Aargauer Kulturmagazins AAKU ein wichtiges Standbein. Ab dem 1. Januar 2025 kommt noch ein weiteres, ein noch etwas grösseres solches Mandat dazu. Deshalb sind wir zurzeit auch auf der Suche nach einer Verstärkung unseres Verlagsteams.
In welchem Bereich sehen Sie noch Potenzial?
Wir haben unser Büro in der Fussgängerzone der unteren Altstadt von Baden. Da flanieren viele Schweizer Touristen vorbei. Vor unserem Büro steht ein Tischchen mit Magazinen zum kostenlosen Mitnehmen. Da unsere Türen ausser im Winter fast immer offen stehen, komme ich regelmässig mit diesen Menschen in Kontakt. Viele davon kennen das Magazin noch nicht. Solange dies so ist, glaube ich daran, dass wir unser Potenzial auf dem Lesermarkt noch nicht ausgeschöpft haben. Und da sehe ich auch eine der Herausforderungen für uns: spannende Projekte und Kooperation, die uns helfen, den Bekanntheitsgrad des Magazins markant zu steigern. Wer eine Idee hat, soll sich bitte bei mir melden. Unsere Türen stehen weit offen und die Entscheidungswege sind kurz.
Wie sieht Ihre Leserschaft aus? Erreichen Sie aktuell eher den 55-jährigen Opa oder die 80-jährige Grossmutter?
Unsere Leserschaft besteht hauptsächlich aus Grosseltern, die aktiv und regelmässig Zeit mit ihren Enkelkindern verbringen. Das heisst, die Enkel sind vorwiegend noch im Vorschulalter oder in der Primarschule. Die meisten Grosseltern mit solchen Enkelkindern sind zwischen 55 und 75 Jahren alt.
«Ich habe noch kein Modell gefunden, wie wir unseren Aufwand, den wir für Website, soziale Medien und Newsletter betreiben, finanzieren könnten»
Wo sehen Sie punkto Reichweite noch Wachstumspotenzial? Und wie wollen Sie das erreichen?
Wie oben geschildert: Wir müssen den Fokus unserer Aktivitäten darauf legen, dass wir unseren Bekanntheitsgrad steigern können. Budget dazu haben wir aber nur ein bescheidenes. Und Synergiepotenzial mit zum Beispiel anderen Medien aus dem Verlag besteht nur wenig. Deshalb müssen wir weiter Ideen umsetzen, wie zum Beispiel die Lancierung des Grosseltern-Tages oder das Produzieren von Liedern für die Grosseltern von bekannten Schweizer Musikern. Gustav und Andrew Bond haben für uns bereits solche Songs geschrieben.
Mit welchen Inhalten schaffen Sie es am ehesten, dass ein Grossvater ein Heft am Kiosk kauft oder eine Grossmutter ein Abo abschliesst?
Gute Frage! Unsere Leserschaft ist divers und über die ganze Deutschschweiz verteilt, sowohl in kleinen Dörfern als auch in grossen Städten zuhause. Die einen wünschen sich mehr Inhalt für Teenager-Enkel, andere eher Inputs für Babys. Themen, die grossflächig interessieren, sind sicher die Mehrfachbelastung der heutigen Grosseltern, aber auch generationenverbindende Artikel. Für uns ist es wichtig, dass wir nie belehrend sind. Wir wollen unsere Leserschaft mit Ideen und Tipps und spannenden Reportagen und Dossiers in ihrer Freude und dem Stolz an den Enkelkinder bestärken. Aber offenbar dürfen auch unsere Kreuzwort- und Kinderrätsel nicht fehlen. Der Respons erstaunt mich von Ausgabe zu Ausgabe immer wieder. Viele nehmen per Mail teil, aber täglich erreichen uns mehrere Karten mit den Lösungen der Rätsel per Post.
Auch Grosseltern sind heute digital unterwegs. Auf der Webseite sind lediglich einige Inhalte aus dem Magazin zu finden. Wie sieht Ihre Onlinestrategie aus?
Ich habe noch kein Modell gefunden, wie wir unseren Aufwand, den wir für Website, soziale Medien und Newsletter betreiben, finanzieren könnten. Mit dem Newsletter sind wir gut unterwegs. Aber bei der Website wollen wir uns klar verbessern. Die Bereitschaft, dass für unseren Magazin-Content online bezahlt wird, also eine klassische Bezahlschranke, schätze ich als gering ein. Deshalb brauchts alternative Strategien: Beispielsweise haben wir in diesen zehn Jahren über 80 Ausflüge mit Kindern in Städte vorgestellt. Das Gleiche gilt für Basteltipps, Strickanleitungen oder Museumstests. Diese könnte man gebündelt anbieten. Es gibt auch andere Ideen und Ansätze, die wir wälzen. Aber ausgearbeitet ist noch nichts.
2019 startete das Grosseltern-Magazin eine Linzenz-Ausgabe in Deutschland. Drei Jahre später wurde es eingestellt. Inwiefern hat das das Schweizer Geschäft beeinflusst?
Leider haben unsere deutschen Lizenzpartner nach gut drei Jahren das Produkt eingestellt. Ich habe viel gelernt in dieser Zeit und wäre bei der Wahl des Lizenzpartners künftig etwas kritischer und strenger bei den Vertragsverhandlungen und dem Festlegen der Rahmenbedingungen. Ich selber bin nach wie vor davon überzeugt, dass das Thema auch in anderen Ländern Potenzial hat. Die Bedeutung der Grosseltern zum Beispiel in Italien oder Österreich für die Familien und die Gesellschaft ist nicht kleiner als bei uns.
«Ich möchte eine Podcast-Serie lancieren, regelmässig mit der Leserschaft kulturelle Veranstaltungen besuchen, auf Reisen gehen und Kurse anbieten und so eine wichtige Brücke für das Verständnis der Generationen untereinander sein»
Sie planen aktuell eine Jubiläumsausgabe. Was wird dort zu erwarten sein?
Viele Inserate, im Moment sieht es nach einer Rekordausgabe aus. Thematisch widmen wir uns dem «Feiern». Und was mich besonders freut, sind nicht nur das Grusswort unserer Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider oder das Wiedersehen mit einer Alp-Familie aus der ersten Ausgabe, sondern auch die vielen Statements von freien Mitarbeitenden, Leserinnen und Lesern seit der ersten Stunde oder von Werbekunden.
Ein Jubiläum ist immer ein Grund, zurück, aber auch nach vorn zu schauen. Welche Vision haben Sie für das Grosseltern-Magazin?
Meine Vision ist, dass wir mit dem Grosseltern-Magazin nicht nur auf jedem Stubentisch oder auf dem WC aller aktiven Grosseltern der Schweiz liegen, sondern auch eine Plattform bieten für den Austausch innerhalb der Familien. Ich möchte eine Podcast-Serie lancieren, regelmässig mit der Leserschaft kulturelle Veranstaltungen besuchen, auf Reisen gehen und Kurse anbieten und so eine wichtige Brücke für das Verständnis der Generationen untereinander sein. Zudem möchte ich so viele Abos, dass wir auf den volatilen Markt der Inserate verzichten könnten, respektive nicht mehr von diesem abhängig sind.