31.10.2025

Keystone-SDA

Der Faktencheck war nicht rentabel

Die Nachrichtenagentur stellt aus «wirtschaftlichen Gründen» den Dienst im Rahmen des Verifikationsprogramms von Meta ein. Alternative Finanzierungsansätze werden derzeit geprüft.
Keystone-SDA: Der Faktencheck war nicht rentabel
Keystone-SDA hatte die Stelle im Jahr 2020 im Rahmen des Verifikationsprogramms von Facebook gegründet. (Bild: Keystone/APA/Lukas Huter)

Keystone-SDA wird ihren Faktencheck-Dienst per Ende Januar einstellen. Den Abbau der Stelle machte persoenlich.com letzte Woche publik. Zu den Gründen wollte sich die Nachrichtenagentur dann nicht äussern. 

persoenlich.com liegt nun eine interne Mitteilung zur Ankündigung der Einstellung vor. Der Dienst werde aus «wirtschaftlichen Gründen» gestrichen, heisst es darin. Dabei handle es sich um eine Stelle, die sich zwei Personen teilen. Eine davon verliert ihren Job, die andere bleibt in der SDA-Redaktion tätig.

Nicht kostendeckend

Die Stelle war 2020 in Zusammenarbeit mit der deutschen Nachrichtenagentur DPA gegründet worden. Die DPA hatte für den Facebook-Konzern Meta Prüferteams in mehreren Ländern aufgebaut. Neben Keystone-SDA ist auch die österreichische APA Teil des Projekts.

Aus dem internen Dokument geht hervor, dass das Mandat aber nicht kostendeckend war. Warum ist die SDA damals trotzdem die Partnerschaft eingegangen? Auf Anfrage deutet Chief Revenue Officer Jann Jenatsch an, dass die Nachrichtenagentur gehofft hatte, die Verifikationen in den SDA-Dienst zu integrieren. Geklappt habe es nicht, «da der direkte Mehrwert für Schweizer Medien begrenzt war», schreibt er. Keystone-SDA suche «mittelfristig nach Alternativen mit einer anderen Finanzierung und Ausrichtung», betont Jenatsch noch, ohne genauer darauf einzugehen.

Die APA ihrerseits, deren Faktencheck-Teams ebenfalls für Meta arbeiten, kann auf andere Geldquellen zählen. Sie sei an diversen EU-geförderten Projekten beteiligt, wie der stellvertretende Chefredaktor Christian Kneil auf Anfrage schreibt. Eines davon ist das German-Austrian Digital Media Observatory (Gadmo). Zudem entwickelt das Team eine Medienkompetenzplattform im Rahmen einer Förderung des International Fact-Checking Networks (IFCN). In Kooperation mit Google hält die APA Faktencheck-Trainings für Medienschaffende. 

Vertrag bis Ende Januar

Keystone-SDA führt die gleichen Trainings mit Finanzierung von Google in der Schweiz durch. Wie geht es da weiter? «Die Verhandlungen laufen noch, wir hoffen jedoch, dass wir auch dieses Jahr solche Schulungen in der Schweiz unentgeltlich anbieten können», so Jenatsch.

Selbst mit diversifizierter Finanzierung dürfte die Zukunft des Faktenchecks in Europa unsicher sein. Meta hat in den USA die Zusammenarbeit mit den Verifikationsorganisationen beendet (persoenlich.com berichtete). Das führte zu einem Abbau von fünf von neun Stellen bei der AFP, der grössten Partnerin des Fact-Checking-Programms von Meta. Der aktuelle Vertrag der DPA mit dem Facebook-Konzern läuft bis Ende Januar.


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

persönlich Exemplar
Neues Heft ist da
Die neue «persönlich»-Ausgabe ist da - jetzt Probe-Exemplar bestellen.