15.05.2024

Ringier

Diese fünf Themen gaben bei Ringier zu reden

Künstliche Intelligenz bleibt für das Medienhaus das wichtigste Thema. Das sagte CEO Marc Walder bei der Präsentation des Jahresberichts 2023. persoenlich.com war dabei – auch beim Hintergrundgespräch im Anschluss. Dort ging es um Medienpolitik und das Auslandsgeschäft.
Ringier: Diese fünf Themen gaben bei Ringier zu reden
Der Chef im Rampenlicht: Ringier-CEO Marc Walder spricht anlässlich des Speak-Events vor seinem Personal über KI und andere Herausforderungen für das Mediengeschäft. (Bild: zVg/Ringier)

Anlässlich der Veröffentlichung des Jahresberichts (persoenlich.com berichtete) lud Ringier sein Personal wie schon in den vergangenen Jahren live und per Videoschaltung zur sogenannten Speak-Veranstaltung, diesmal ins Kino Corso am Zürcher Bellevue, unweit des Geschäftssitzes im Seefeld. Der angekündigte «Einblick in die Entwicklung der Gruppe» beschränkte sich auf ein Thema: künstliche Intelligenz. Sowohl CEO Marc Walder als auch Verleger Michael Ringier widmeten dem Megatrend den grössten Teil ihrer Sprechzeit.

KI ist gekommen, um zu bleiben
Es sind Bilder einer dystopischen Zukunft, die Marc Walder auf der grossen Kinoleinwand zeigt. Eine alte Medienwelt droht im Pink Slime und unter Deep Fakes zu versinken. Synthetische Inhalte wachsen exponentiell. Gleichzeitig vertrauen so wenige Menschen wie noch nie redaktionellen Medien; Suchmaschinen gelten als glaubwürdiger. Doch die Situation ist nicht hoffnungslos, zumal beim Blick auf die jüngere Vergangenheit des eigenen Unternehmens. «Nach 15 Jahren digitaler Transformation sind wir gut positioniert für die weitere Entwicklung», sagte der Ringier-CEO auf der Corso-Bühne. Künstliche Intelligenz ist teils schon tief in die Arbeitsprozesse integriert. Und nun will Ringier einen Schritt weiterkommen, dank einer fünfjährigen Partnerschaft mit Palantir Technologies. Die Firma ist spezialisiert auf die Analyse grosser Datenmengen. Ringier wird die Artificial Intelligence Platform AIP von Palantir nutzen. «Das wird uns helfen, bessere Produkte und Dienstleistungen anzubieten», kommentierte Walder die Partnerschaft.

Blick+-Abos werden ein hartes Pflaster
Im ersten halben Jahr seit der Einführung eines kostenpflichtigen Angebots für Blick.ch konnte Ringier 16’000 Abos für Blick+ verkaufen. «Dies übertrifft unsere Erwartungen», steht dazu im Jahresbericht. Das allein sagt noch nichts über die Zahl aus. Beim Hintergrundgespräch präzisierte Marc Walder: Im Vergleich mit der Anzahl der User sei der Wert schon tief. Aber, und das sei das Positive an der Zahl, man könne mit den Digitalabos die Verluste der Printabos überkompensieren. Aber es werde «brutal schwierig», auf 100’000 oder mehr zu kommen.

Magazine sollen starke Printmarken bleiben
Mit der Übernahme sämtlicher Anteile der Ringier Axel Springer Schweiz AG hat Ringier im vergangenen Jahr die neue Einheit Ringier Medien Schweiz geformt. Neben dem Blick, der schon immer zum Kerngeschäft gehörte, kontrolliert das Medienhaus nun auch zahlreiche Magazine und Wirtschaftsmedien wie etwa Bilanz oder Beobachter. Auch wenn die digitale Transformation nicht im gleichen Mass vorankomme und Zugewinne bei den Digitalabos die Verluste an Printabos nicht kompensieren können, hält Ringier-CEO Marc Walder diese Medien nicht für Sorgenkinder. «Der Kauf von Ringier Axel Springer ist auch ein Bekenntnis zu diesen Medienmarken», sagte Walder. Er glaubt überdies, dass sich Magazine in gedruckter Form besser halten als andere Gattungen. Nichtsdestotrotz werde Ringier in zehn Jahren insgesamt weniger Medientitel zählen als die heute 120. Und er machte auch kein Geheimnis daraus, dass wohl der Bereich Magazine und Publikumszeitschriften Federn lassen muss.

Diese Spielregeln fordert Ringier
Eine wichtige medienpolitische Forderung, für die sich auch Ringier engagiert, ist jene nach der Einführung eines sogenannten Leistungsschutzrechts. Per Gesetz sollen Plattformen und Suchmaschinen wie Facebook und Google dazu verpflichtet werden, Verlage zu entschädigen als Gegenleistung für die Nutzung von Medieninhalten. Marc Walder hält eine solche Anpassung des Urheberrechts für wichtig und sieht darin eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Allerdings sieht er auf dem Weg zu einer solchen Regulierung zwei Hürden. Erstens kommt ein solches Gesetz frühestens 2027. Zweitens sieht es derzeit eher nicht danach aus, dass sich dafür eine politische Mehrheit finden würde im Bundeshaus. «Das wird kein Homerun, sondern ein politischer Fight», kommentierte der Ringier-CEO. Ebenfalls einer rechtlichen Klärung bedürfe es für den Umgang sogenannter Large Language Models mit den Daten von Medienunternehmen. ChatGPT & Co. brauchen zum einen Daten, um ihre Chatbots zu trainieren, zum anderen greifen sie für aktuelle Antworten Informationen aus dem Netz ab. Während die New York Times gegen OpenAI und Microsoft geklagt hat, wählt Ringier einen anderen Weg. «Wir ermöglichen jenen den Zugang zu unseren Daten, mit denen wir uns einigen», sagt Walder. Anfänglich hätten alle die Ringier-Artikel nutzen können. «Jetzt machen wir die Tür zu.» Partnerschaften unterhält Ringier mit OpenAI in Polen und mit Google in der Schweiz.

So läuft das Geschäft im Ausland
Ringier betreibt ein globales Mediengeschäft. Ausser in Australien/Ozeanien war das Unternehmen schon auf jedem Kontinent tätig. Aktuell in Europa und Afrika. Besonders stark vertreten ist Ringier in Mittel- und Osteuropa. Positives wusste Marc Walder zur Entwicklung in Polen zu berichten. Mit der aktuellen Regierung hätten die Drangsalierungen nachgelassen, welche die Ringier Medien in den acht Jahren unter der nationalkonservativen PiS-Partei erfahren hatten. «In Ungarn unter Viktor Orbán erleben wir weiterhin, dass unabhängigen Medien das Leben schwer gemacht wird», so Walder. Der Krieg gegen die Ukraine wirkt sich zwar nicht unmittelbar auf das Mediengeschäft in den angrenzenden Ländern aus. «Aber jedem Investor macht die Entwicklung in der Ukraine Sorge.» Weniger Sorgen muss sich Ringier in Afrika machen. Mit dem News- und Anzeigengeschäft setzte das Schweizer Unternehmen im vergangenen Jahr gerade mal acht Millionen Franken um. Obwohl dieser Betrag in der Konzernrechnung nur eine Fussnote ausmacht, will Ringier bleiben. «Wir verdienen zwar kein Geld, aber das Geschäft belastet die Gewinn- und Verlustrechnung auch nicht». Walder verweist auf das Potenzial, das in einem Land wie Nigeria mit der grössten Bevölkerung des Kontinents schlummert.


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