Marc Meschenmoser gibt seinen Posten als Co-Redaktionsleiter von K-Tipp / Saldo und Geschäftsleitungsmitglied vom Verlag Konsumenteninfo ab. Ab Oktober wird er Kommunikationschef von Stadler Rail im Thurgau. Mit Meschenmoser wechselt ein langjähriger Investigativ-Journalist in die Kommunikation.
Seinen Einstieg in den Journalismus machte Meschenmoser bei der Lokalzeitung
Marc Meschenmoser, Sie sind seit knapp vier Jahren bei Konsumenteninfo als Co-Redaktionsleiter K-Tipp und Saldo – und seit einigen Monaten auch Mitglied der Geschäftsleitung. Warum verlassen Sie das Unternehmen?
Mir ist bewusst: Ich verlasse einen der spannendsten Jobs im Schweizer Journalismus als Redaktionsleiter – und dies ohne Not. Wir können mit K-Tipp und Saldo unsere Wächterfunktion noch wahrnehmen und völlig unabhängig recherchieren und Themen aufdecken, die sonst im Verborgenen bleiben. Dies Woche für Woche mit einem tollen Rechercheteam zu leisten, ist ein Privileg. K-Tipp als meistgelesene Bezahlzeitschrift der Schweiz und das Schwestermagazin Saldo sind aktueller, politischer und dadurch auch wieder mehr in der öffentlichen Wahrnehmung sichtbar geworden. Ich bin Verleger René Schuhmacher sehr dankbar für sein Vertrauen in mich, dass ich die Rechercheredaktion in den letzten vier Jahren aufbauen und gestalten konnte. Ich hätte diesen Führungsjob noch viele weitere Jahre mit grosser Freude machen können.
Man hört von verschiedenen Seiten, dass die Zusammenarbeit mit Verleger René Schuhmacher nicht immer einfach sei. Hängt Ihr Entscheid damit zusammen?
Nein. Mein Verhältnis zu Verleger René Schuhmacher ist sehr gut. Ich habe den neuen Job auf die Anfrage von Stadler Rail-Verwaltungsratspräsident Peter Spuhler nach reiflicher Überlegung angenommen.
Sie verlassen nicht nur K-Tipp und Saldo, sondern auch den Journalismus. Warum dieser Wechsel?
Man sollte dies nicht als Abkehr vom Journalismus lesen. Gar nicht. Der Hauptgrund für meinen Wechsel ist: Ich kann viel Neues lernen, in einem sehr sinnstiftenden, internationalen Umfeld. Als Journalist habe ich mich 30 Jahre lang intensiv mit dem öffentlichen Verkehr und nachhaltiger Mobilität befasst. Die Zukunft gehört der Eisenbahn und dem öffentlichen Verkehr – sie sind ein wesentlicher Schlüssel auf dem Weg zur CO2-Neutralität und der von der Politik geforderten Dekarbonisierung des Verkehrs. Stadler Rail gilt aktuell unter Fachleuten als weltweit führend in der Umstellung von Dieselzügen hin zu umweltfreundlichen neuen Antrieben, wie Wasserstoff oder Elektro. In diese Welt einen vertieften Einblick zu haben, zumal bei diesem vorbildlichen Schweizer Industrieunternehmen, darauf freue ich mich sehr.
Ihr neuer Arbeitgeber beschäftigt weltweit rund 14’500 Mitarbeitende. Wie gross wird das Team sein, das Sie leiten?
Das wird sich aus einem Team am Schweizer Hauptsitz und Kommunikationsteams an den wichtigsten Standorten von Stadler Rail zusammensetzen. Also nebst Bussnang in Berlin, Polen, Ungarn, Spanien, England und den USA. Insgesamt werden dies rund 15 Kolleg:innen sein.
Was reizt Sie am neuen Job bei Stadler Rail besonders?
Ich kann für Stadler Rail ein neues Kommunikationsteam in der Schweiz aufbauen, die Social-Media-Strategie weiterentwickeln und implementieren und werde Mitglied der erweiterten Konzernleitung. Also eine sehr spannende Aufgabe. Zudem boomt die Branche weltweit: Bahnhersteller verzeichnen aktuell rund 10 Prozent Wachstum.
Stadler Rail hat den Hauptsitz in Bussnang im Thurgau. Werden Sie pendeln oder umziehen?
Ich werde voraussichtlich an den Hauptsitz in Bussnang pendeln. Zudem werde ich auch im Ausland kommunikativ für Stadler Rail unterwegs sein, beispielsweise bei für die Öffentlichkeit interessanten Vertragsunterzeichnungen mit Bestellern von Schienenfahrzeugen oder an wichtigen Branchenanlässen, wie der Innotrans in Berlin.
Sie sind Co-Präsident von investigativ.ch sowie Dozent am MAZ. Werden Sie diese Nebenaufgaben abgeben?
Ich denke, dass meine neue Aufgabe als Leiter Kommunikation Stadler Rail nicht vereinbar ist mit dem Co-Präsidium der Vereinigung der Schweizer Recherchejournalist:innen. In meinem künftigen Job werde ich eine andere Rolle haben und deshalb auf der Jahresversammlung von investigativ.ch als Co-Präsident zurücktreten. Sorgfältige Recherchen bleiben in einer funktionierenden Demokratie aber zentral, damit die Medien ihre Rolle als kritisches Korrektiv auch in Zukunft wahrnehmen können. Dafür setzt sich Investigativ ein, und ich bleibe diesem Gedanken weiterhin verbunden. Mit dem Medienausbildungszentrum MAZ in Luzern bin ich im Gespräch. Gerne würde ich auch in Zukunft weiterhin den jüngeren Journalist:innen etwas aus meinen 30 Jahren Erfahrung als Recherchejournalist mit auf den Weg geben.
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23.05.2024 14:29 Uhr