22.03.2025

Getty Images

NZZ am Sonntag weist Vorwürfe zurück

Eine Recherche der NZZ am Sonntag hat fragwürdige Bildklassifizierungen bei Getty Images aufgedeckt. Die US-Bildagentur fordert nun die Löschung des Artikels, doch die Zeitung hält an ihrer Berichterstattung fest.
Getty Images: NZZ am Sonntag weist Vorwürfe zurück
Stein des Anstosses: ein Getty-Bild eines angeblichen Ostsee-Tiefseekabels. (Bild: persoenlich.com/cbe)

Die NZZ am Sonntag enthüllte, dass die Bildagentur Getty Images ein computergeneriertes Bild eines Tiefseekabels als echte Fotografie deklarierte. Der Artikel kritisierte zudem, dass dieses Bild auch angezeigt wird, wenn man es mittels Bild-ID – also einer eindeutigen Kennnummer – in der Editorial-Kategorie sucht (persoenlich.com berichtete).

Getty Images reagierte mit scharfer Kritik und forderte die Löschung des Artikels. Doch die NZZ am Sonntag weist die Vorwürfe entschieden zurück: «Unser Artikel basiert auf sorgfältiger Recherche und überprüfbaren Fakten. Wir sehen daher aufgrund der uns bekannten Faktenlage keinen Anlass, den Beitrag zu entfernen oder zu korrigieren», teilt NZZ-Kommunikationschefin Karin Heim auf Anfrage mit.

Das Blatt bekräftigt die Kernaussagen seines Artikels vom 16. März. Mehrere Getty- und iStock-Kundendienstmitarbeitende hätten demnach fälschlicherweise bestätigt, dass es sich bei einem fraglichen Bild um eine Fotografie handle. Der Bildautor hingegen habe später bestätigt, dass es sich um ein Rendering, also eine computerbasierte Visualisierung, handelt. Entgegen der Darstellung von Getty Images sei das Bild bei einer Suche per Bild-ID in der redaktionellen Bibliothek ebenfalls angezeigt worden – ein Fund, der laut NZZ am Sonntag unabhängig überprüft und dokumentiert worden sei. Die Zeitung kritisiert zudem, dass die Suchlogik von Getty dazu führe, dass Nutzer in die Irre geleitet würden, indem Bilder ausserhalb der gewählten Filterkriterien erscheinen.

Ausserdem erlaube Getty umfangreiche Bearbeitungen von Bildern, ohne dass Kunden dies nachvollziehen könnten, da es keine transparente Kennzeichnung solcher Veränderungen gebe.

Die NZZ am Sonntag betont, dass sämtliche Aussagen im Artikel auf belegbaren Quellen beruhen und durch Verlinkungen auf Gettys eigene Richtlinien ergänzt wurden. Die Vorwürfe von Getty Images, der Artikel sei «verleumderisch» oder «irreführend», entbehrten jeder Grundlage.

Nach der Berichterstattung reagierte Getty Images gegenüber persoenlich.com mit scharfer Kritik. Die Bildagentur bestand darauf, dass das fragliche computergenerierte Bild nicht in der Editorial-Kategorie für Nachrichtenmedien verfügbar sei. Getty betonte, dass man «keine KI-generierten Bilder in Kreativ- oder Editorial-Bibliotheken akzeptiert».

Bemerkenswert ist, dass Getty Images zunächst auch von persoenlich.com die Löschung der Zusammenfassung des NZZ-am-Sonntag-Artikels forderte. Stattdessen wurde der Bildagentur die Möglichkeit gegeben, eine Stellungnahme abzugeben, die unter dem Bericht veröffentlicht wurde.


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