17.10.2024

UKW-Abschaltung

Roger Schawinski kritisiert SRG-Kampagne

In zweieinhalb Monaten sind SRG-Sender nur noch auf DAB+ empfangbar. Die Diskussion geht in die heisse Phase.
UKW-Abschaltung: Roger Schawinski kritisiert SRG-Kampagne
«Denken Sie an Ihr Radio» lautet das Motto der aktuellen Kampagne. (Bild: Screenshot)

Ende Jahr stellen die SRG ihre UKW-Sender ab und wechseln auf DAB+. Per 31. Dezember 2024 werden die UKW-Frequenzen aller SRG-Radios eingestellt. In der deutschen Schweiz sind dies Radio SRF 1, Radio SRF 2 Kultur und Radio SRF 3. Ab Januar 2025 können diese Stationen ausschliesslich über das DAB+-Netz und über das Internet empfangen werden. Zurzeit bewirbt die SRG auf ihren Sendern die Umschaltungsaktion (persoenlich.com berichtete).

Auf den SRG-Sendern ist momentan folgende Werbung zu hören: «UKW wird abgeschaltet. Prüfen Sie, ob Ihr Radio DAB+ empfängt. Denn ohne DAB+ …» Der Spot endet mit einem Rauschen. Bereits 1979 hat die SRG mit einer breit angelegten Werbekampagne mit UK-Fee Birgit Steinegger den Wechsel von Mittelwelle auf UKW propagiert.

«Pure Angstmacherei»

In der NZZ vom Donnerstag bezeichnet Radiopionier Roger Schawinski die aktuelle SRG-Kampagne als «pure Angstmacherei». Zumal die Schweizer Privatsender ihre Programme bis Ende 2026 weiterhin auf UKW ausstrahlen können und die Abschaltaktion nur die SRG-Stationen betrifft. Für den Radio-1-Chef ist es «irreführend», dass die SRG bei ihren Werbeaktivitäten nicht auf die Möglichkeit, die privaten Sender auf UKW zu empfangen, hinweist.

Interessant wird nun sein, ob die Privatsender von der UKW-Abschaltung der SRG profitieren können, indem sie SRG-Hörerinnen und Hörer, die über kein DAB-Radio verfügen, auf ihre Sender ziehen können. Schawinski verweist auch darauf, dass gerade für Notsituationen in der Vergangenheit das UKW-Netz ausgebaut worden sei.

Opposition in der Romandie

Dass auch bei den Privaten die Abschaltung des UKW-Netzes nicht ganz unbestritten ist, zeigt die heftige Opposition der welschen Lokalradios, die eine massive Konkurrenz durch die französischen Sender vermutet, sollten sie irgendwann nur noch DAB+ senden dürfen.

So soll heute immer noch die Hälfte aller Schweizer Autos über keinen DAB+-Empfang verfügen. Bei den ausländischen Autos, die in der Schweiz verkehren, sei der Anteil noch tiefer.

In Bayern ähnliche Fragestellung

Interessant die Situation in unserem nördlichen Nachbarland. So hat Deutschlandradio Mitte dieses Jahres in Regionen in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Thüringen zehn UKW-Sender abgestellt und auf digitale Programmverbreitung mit DAB+ umgeschaltet. Opposition gegen DAB+ gibt es in Bayern. Dort will die Regierung das UKW-Radio bis mindestens 2032 erhalten, die bayerischen Privatradios haben sich sogar gegen eine UKW-Abschaltung ausgesprochen. Obwohl die Frequenzen ursprünglich auch nur – wie in der Schweiz bei den SRG-Sendern - bis 2025 laufen, sei jetzt gemäss Regierung sogar eine Verlängerung bis 2035 möglich. Die Schweizer Grenzsender befürchten nun nach der Abschaltung der UKW-Frequenzen eine stärkere Einstrahlung der deutschen Sender.

Hören Sie zum Thema DAB+ auch die aktuelle Folge vom persoenlich.com-Podcast.


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Beat Sieber
18.10.2024 13:03 Uhr
Mit der UKW-Abschaltung zeigt die SRG die Geringschätzung gegenüber älteren Mediennutzern. Man hätte die Abschaltung stufenweise vollziehen können. Zudem stimmt es nicht, dass dann nichts mehr auf UKW empfangbar ist. Aus dem Ausland sind noch viele Stationen empfangbar. Die einzige Folge ist, dass die meisten nur noch streamen und kein DAB-Radio kaufen. Die DAB-Muxe leeren sich schon wegen auslaufenden Fördergeldern. Die SRG ist rücksichtslos. Man sucht verzweifelt Alibi-Trägerschaften zu erhalten mit Werbung. Die SRG-Direktorenposten gehen an Apparatschiks der Parteien, die von Medien keine Ahnung haben. Nur ein kleiner Zirkel sagt, was läuft. SRG: Stecker raus gleich!
Jean-Pierre Wüthrich
18.10.2024 11:23 Uhr
Warum kritisieren wegen der SRG Kampagne wegen der UKW-Abschaltung. Kennt noch jemand den Landessender Beromünster? Ich begreife auch nicht, dass Roger Schawinsky so ein Tam Tam macht wegen UKW-Abschaltung. Wer mag sich noch an die Medienmitteilung von 13.08.2008 erinnern. SRG teilte mit, dass der Landessener Beromünster, Mittelwelle 531, per 28.12.2008 abgestellt wird. Die „Musigwälle 531“, ging per 1.10.1996 auf Sendung und war über die Luft über Mittelwelle 531 empfangbar. 2008 hiess sie DRS Musikwelle. Man musste dann auf DAB/DAB+ umstellen. Ich glaub damals mussten ca. 600‘000 Hörer/Hörerinnen bewogen werden umzustellen.
Stefan Grünig
18.10.2024 10:03 Uhr
Roger Schawinski nervt wirklich langsam mit seiner ewigen Panikmache, wie ein "töippelendes" Kind. Er war früher ein bewundernswerter Radiopionier, doch mittlerweile ist er aus finanziellen Interessen einfach nur noch ein Innovations- und Vielfaltsverhinderer. Die heutige Radiovielfalt auf DAB+ konnte auf UKW gar nie erreicht werden. Es sind nun sehr viele Programm- und Musikrichtungen vertreten. Das weiss auch Herr Schawinski. Zudem ist es schlichtweg unsinnig, über so lange Zeit ein kostenintensives Parallelsystem laufen zu lassen. Gegenüber dem Internet braucht das Land ein unabhängies, terrestrisches Radionetz.
Maximilia Brunner
18.10.2024 09:10 Uhr
Wer hört denn heute noch auf UKW! Die SRG muss Kosten sparen und das Abstellen von UKW ist absolut ein richtiger Schritt. Es verursacht nur Kosten . Alle die noch gerade aus gehen können haben schon längst ein DAB Radio zu Hause.
Victor Brunner
18.10.2024 08:24 Uhr
Fair wäre wenn KonsumentenInnen von Radio SRF 1, Radio SRF 2 Kultur und Radio SRF 3 die Kosten für ein DAB+ von der einmalig SERAFE Gebühr abziehen könnten. Schliesslich ist es ein Diktat des Staatssenders!
Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

Neue Podcast-Folge: Jetzt reinhören