Mitte März veröffentlichte das Forschungs- und Beratungsunternehmen FehrAdvice eine Studie, die zeigen sollte, wie viel Geld Google und andere Onlineplattformen den Schweizer Verlagen «schulden» (persoenlich.com berichtete). Die errechneten 154 Millionen Schweizer Franken stellen quasi den Mehrwert dar, den Google & Co pro Jahr erwirtschaften, weil sie auf Artikel und Beiträge aus redaktionellen Medien verweisen.
In Auftrag gegeben hatte die Untersuchung der Verlegerverband VSM. Er wollte damit dokumentieren, in welchem Mass Schweizer Medien finanziell profitieren würden, sollte dereinst ein sogenanntes Leistungsschutzrecht eingeführt werden. Der Bundesrat wird demnächst eine Vorlage für eine entsprechende Ergänzung des Urheberrechts erarbeiten und dem Parlament zur Behandlung vorlegen.
Gleiche Forderungen auch in den USA
Die Forderung an Google & Co, einen Teil der Werbeerträge an Medienverlage abzugeben, erheben Verlage und Branchenlobbys in zahlreichen Ländern, so auch in den USA. Nun hat die Initiative Policy Dialogue der Columbia University in New York die Schweizer Studie repliziert und Zahlen für den US-Markt errechnet. «Die US-Forscherinnen und -Forscher sind auf unsere Studie aufmerksam geworden und über persönliche Kontakte auf uns zugekommen», sagt Alexis Johann von FehrAdvice.
Wenig überraschend kommt die US-Adaption zu einem identischen Ergebnis mit entsprechend höheren Beträgen für den grösseren Medienmarkt der USA. Bis zu 14 Milliarden Dollar schuldeten Meta (Facebook) und Google den US-Medien, heisst es. Politischer Hintergrund in den USA ist der Journalism Competition & Preservation Act, der sich in parlamentarischer Beratung befindet und mit dem hiesigen Leistungsschutzrecht verglichen werden kann. Das Forschungspapier der Initiative Policy Dialogue zeigt zudem, dass die Medien bei den bisher vereinbarten Deals mit Facebook und Google zu schlecht abschneiden.
Google kritisiert Studien
Wie in der Schweiz kritisiert Google auch in den USA die Ergebnisse und die daraus abgeleitete Geldforderung. Gemäss Medienberichten sagte eine Unternehmenssprecherin, Google schaffe «einen enormen Mehrwert für Nachrichtenverleger, indem es jeden Monat für mehr als 24 Milliarden Besuche auf ihren Websites sorge – ohne dass ihnen dadurch Kosten entstehen».
Google wird seine Ablehnung noch mehrfach kundtun können. Denn die Studie wird derzeit in weiteren Ländern repliziert. «Unsere Methode ist universell anwendbar», erklärt Alexis Johann. FehrAdvice hat die Situation in weiteren Ländern untersucht. Welche das sind, sagt Johann nicht, solange noch keine Ergebnisse dazu vorliegen.
Verlegerverband ist erfreut
Beim Verlegerverband Schweizer Medien zeigt man sich derweil erfreut über die Entwicklung, die man angestossen hat. Geschäftsführer Stefan Wabel kommentiert auf Anfrage die US-Studie so: «Eine weitere Studie von renommierten Wirtschaftswissenschaftern kommt zur Erkenntnis, dass die globalen Techplattformen den Medien die Verwendung ihrer Inhalte vergüten müssen.» Das bekräftige die Forderung nach einem Leistungsschutzrecht, die für Schweizer Medien einen fairen Ausgleich schaffe, so Wabel weiter.