Der Schweizer Presserat ruft die Medien zu grösserer ethischer Verantwortung auf. Die starke Zunahme der Beschwerden führt er auf Unkenntnis der Berufsethik zurück. Künftig werden auch journalistische Produkte im Internet überwacht. Die Beschwerden beim Presserat häufen sich. Anfang der 90-er Jahre bewegte sich die Zahl der Stellungnahmen zwischen 8 und 12, in diesem Jahr werden es 40 sein. Die erhebliche Zunahme führt Presserat-Präsident Roger Blum auf das Versagen der Medien zurück: Der Presserat stosse immer wieder auf Medienschaffende, die den berufsethischen Kodex noch nie gesehen hätten, sagte Blum am Freitag an der Jahreskonferenz in Zürich. Würden ethische Reflexionen mehr in die Arbeit einbezogen, könnten Verstösse gegen die journalistische Ethik vermieden werden, ist Blum überzeugt. Er appellierte deshalb an die Verleger, Radio- und Fernsehdirektoren, Chefredaktorinnen und -redaktoren, die "Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten" aktiv bekannt zu machen.
Nach Ansicht des Presserats soll der Kodex jedem Arbeitsvertrag beigelegt oder in den Redaktionsbüros aufgehängt werden. An den Redaktionssitzungen sei er in den Diskurs einzubeziehen. So könnte eine medienethische "éducation permanente" entstehen, sagte Blum. Wenn der berufsethische Kodex eine Selbstverständlichkeit sei, werde der Presserat überflüssig. Doch bis dahin hat der Presserat immer mehr Beschwerden zu bewältigen. Gemäss Blum ist dies bei einem Budget von 135'000 Franken nur schwer möglich. Der Presserat will deshalb einen Fonds äufnen mit freiwilligen Beiträgen von Seiten der Medienhäuser und Stiftungen. Entsprechende Gespräche werden geführt.
Presserat als Kontrollinstanz im Internet