Bei einem Ereignis von diesen Dimensionen mit fast 100’000 verkauften Tickets liegt es auf der Hand, dass der Widerhall in den Medien entsprechend gross ist. Seit Tagen schon füllen die beiden Zürcher Konzerte von US-Superstar Taylor Swift die Spalten und Seiten der Zürcher Medien.
Am stärksten ins Zeug legt sich die Gratiszeitung 20 Minuten, die eigens eine Sonderausgabe produzierte, die nach den Konzerten um das Letzigrund-Stadion verteilt wird. Passend zu Swifts Lieblingsfarbe erscheint das Extrablatt in Pink. Auch die Kolporteurinnen und Kolporteure kleiden sich farblich dem Anlass angepasst in pinke 20-Minuten-Shirts. Bernhard Brechbühl, CEO 20 Minuten Gruppe, sieht in der Sonderausgabe ein «tolles Beispiel für unternehmerischen Journalismus». Zehn der 28 Seiten der Sonderausgabe sind Werbung, einiges mehr als in einer durchschnittlichen Tagesausgabe. Inhaltlich werden eine Mischung aus Service, zum Beispiel Songtexte zum Mitsingen, und (weitgehend bekannten) Fakten aus dem Swift-Universum sowie Fan-Porträts geboten.
Auf der Website 20min.ch berichten sieben Redaktorinnen und Redaktoren in einem Ticker mit Text, Bild und Video seit Montagmorgen über das Doppelkonzert von Taylor Swift. Je näher der Auftritt der Sängerin rückt, desto stärker stehen die Fans im Fokus des Getickere. Auch bei Blick.ch tickern sieben Journalistinnen und Journalisten, viel anders als bei 20 Minuten sieht das Ergebnis nicht aus. Watson dagegen bindet in seinem Ticker mehr Social-Media-Posts ein als die beiden anderen Medien. Eine Mischung zwischen FAQ und Ticker wählte die Neue Zürcher Zeitung. Auf ihrer Website werden so wichtige Fragen, wie «Gibt es noch Tickets?» beantwortet und in längeren sowie textlich anspruchsvolleren Beiträgen wird das Geschehen vor Ort begleitet.
Auch der tagesanzeiger.ch tickert, von den fünf tickernden Titeln allerdings mit Abstand am dezentesten. Während am Dienstag gegen 16 Uhr alle anderen Medien schon ausführlich im Ticker-Takt über den anstehenden Mega-Anlass berichteten, startetet der Tagi vergleichsweise gemächlich in die Swift-Mania. Dafür bot Tamedia in den letzten Tagen zwei längere Analysen des Pop-Phänomens Taylor Swift.
Prominent auf die Titelseite einer gedruckten Zeitung schaffte es Taylor Swift im Vorfeld ihrer Zürcher Konzerte nur beim Blick. In bester Boulevard-Manier titelte das Ringier-Blatt: Welcome to Swiftzerland!
Geradezu dezent bis zurückhaltend nimmt sich im Vergleich mit der redaktionellen Swiftmania der privaten Zürcher Medien die Berichterstattung von Schweizer Radio und Fernsehen SRF aus. Radio Virus spielte am Dienstagmorgen einmal ein Stück von Taylor Swift, aber auf der Website des Jugendprogramms findet sich keine Spur vom popkulturellen Grossanlass. Mehr dazu gibt es bei SRF Kultur, wo man sich unter anderem dem Wirtschaftsphänomen Taylor Swift widmet.
Dass SRF das Megathema nicht grösser fährt, mag auch mit der Publikumsmeinung zu tun haben. Eine Umfrage auf der Dialog-Plattform von SRF zeigt ein klares Bild. Eine deutliche Mehrheit findet: zu viel Hype.
In der aktuellen Folge unseres Podcasts sprechen Michèle Widmer und Matthias Ackeret über das Medienphänomen Taylor Swift.
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10.07.2024 10:26 Uhr