Immer weniger Leute in der Schweiz informieren sich über gedruckte Zeitungen. Doch was heisst das konkret? Zahlen dazu liefert das Medienforschungsunternehmen Wemf zweimal im Jahr mit der Reichweitenstudie Basic. Auf dem Reichweitenthron sitzt seit einigen Jahren die Schweiz am Wochenende. Der CH-Media-Titel erreicht laut der aktuellen Studienausgabe in der Deutschschweiz rund eine Million Leserinnen und Leser. Auf Platz zwei folgt die Gratiszeitung 20 Minuten mit einer Printreichweite von 900’000. Danach folgen die Nordwestschweiz (310’000), der Tages-Anzeiger (295’000), der Blick (272’000), BZ/Bund (269’000), Luzerner Zeitung (244’000), St. Galler Tagblatt (243’000) und die NZZ (212’000).
Die Reichweitenzahlen der aktuellen Mach-Basic-Studie basieren auf dem Erhebungszeitraum September 2021 bis September 2023. Dazu wurden in der Deutschschweiz über 22’000 Personen ab 14 Jahren telefonisch und online befragt. Die Wemf hat in den letzten Jahren die Methodik angepasst, sodass ein Vergleich mit dem Vorjahr nur bedingt möglich ist.
Nur 13 Prozent lesen Print und Online
Nebst der Printreichweitenstudie publiziert die Wemf in Kooperation mit Mediapulse die Studie Total Audience. Sie zeigt die kumulierten Reichweiten von Print und Online und gibt Auskunft über die crossmediale Nutzung von verschiedenen Medienmarken. Als Fazit schreibt die Wemf in einer Mitteilung dazu: «Die meisten Schweizerinnen und Schweizer präferieren entweder das Print- oder das Onlineangebot eines Titels und konsumieren nur selten beide Angebote.» Im Durchschnitt hätten nur 13 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer täglich sowohl das gedruckte als auch das Onlineangebot der in der Studie untersuchten Medienmarken genutzt.
Aktuell werden nur sieben Titel aus der ganzen Schweiz in der Crossmedia-Studie publiziert. Die Ergebnisse zeigen: 20 Minuten erreicht in der Deutschschweiz eine kumulierte Leserschaft von über 1,5 Millionen. Bei Blick liegt diese Zahl etwas tiefer bei 886’000.
Für die Sonntagszeitungen liegen keine kumulierten Reichweitenzahlen vor. Zwar ist der SonntagsBlick in der Crossmedia-Studie aufgeführt, nennt dort allerdings die Onlinezahlen von Blick.ch. Diese lassen aber keine Rückschlüsse auf die Onlinezahlen vom SonntagsBlick zu.
Am Sonntag erreicht aktuell die gedruckte Ausgabe der SonntagsZeitung die meisten Leserinnen und Leser. Das Tamedia-Blatt weist eine Reichweite von 452’000 auf. Danach folgen der SonntagsBlick (325’000) und die NZZ am Sonntag (318’000).
Die Reichweitenstudie der Wemf wertet nebst den Reichweiten auch Informationen zu Geschlecht und Alter der Leserschaft aus. Die aktuellen Zahlen zeigen: Von den reichweitenstarken Tagestiteln haben nur die Nordwestschweiz und Schweiz am Wochenende leicht mehr Leserinnen als Leser. Auffallend mehr männliche Konsumenten haben die NZZ (65 Prozent) und der Blick (63 Prozent).
Bei der Altersstruktur zeigt sich – wenig überraschend –, dass mehr als die Hälfte der Leserinnen und Leser der reichweitenstarken gedruckten Medientitel über 55 Jahre alt ist. Einzige Ausnahme: 20 Minuten. Beim Pendlerblatt stellen die 14 bis 54-Jährigen 56 Prozent der Leserinnen und Leser. Der Anteil 14- bis 34-Jähriger in der Leserschaft ist mit 22 Prozent bei keinem anderen gedruckten Tagestitel höher. Bei NZZ am Sonntag und NZZ machen die Leserinnen und Leser über 55 Jahre 51 Prozent beziehungsweise 53 Prozent aus. Bei den Printausgaben von Blick, Schweiz am Wochenende, SonntagsBlick, Nordwestschweiz und Tages-Anzeiger liegt der Anteil über 60 Prozent.
Bei den gedruckten Magazinen und Zeitschriften liegen – wie eh und je – die Coopzeitung und das Migros-Magazin an der Spitze. Die beiden erreichen 2,5 beziehungsweise 2,2 Millionen Leserinnen und Leser. Mit grossem Abstand, aber immer noch reichweitenstark steht Betty Bossi mit 1,3 Millionen Leserinnen und Leser an dritter Stelle. Noch knapp die Millionenmarke erreicht das Magazin Migusto. Unter den Wirtschaftstiteln liegt die Bilanz (Ringier Medien Schweiz) mit 114’000 Leserinnen und Lesern an der Spitze. Danach folgen die Finanz und Wirtschaft (Tamedia) mit einer Reichweite von 72’000 und die Handelszeitung (Ringier Medien Schweiz) mit 58’000. Die beiden politisch positionierten Zeitschriften Weltwoche und WOZ erreichen 136’000 beziehungsweise 92’000 Leserinnen und Leser.
Das Geschlechterverhältnis der Leserschaft von ausgewählten Magazinen zeigt ein klischeebehaftetes Bild. Während das Frauenmagazin Annabelle mit 84 Prozent klassischerweise den grössten Anteil Leserinnen hat, erreichen auch die Elternmagazine Fritz+Fränzi (74 Prozent) und Wir Eltern (72 Prozent) mehrheitlich Leserinnen. Bei den reichweitenstärksten Magazinen Coopzeitung und Migros-Magazin sind die Zahlen mit einem Anteil von 60 beziehungsweise 58 Prozent etwas ausgeglichener. Nur ein Fünftel machen die Frauen bei der Leserschaft der Wirtschaftsmagazine Finanz und Wirtschaft, Bilanz und Handelszeitung aus.
Wie bei den Zeitungen erreichen die Magazine mit den gedruckten Ausgaben hierzulande eine eher ältere Leserschaft. Bei Titeln wie der Coopzeitung, Migros-Magazin oder der Weltwoche liegt der Anteil an über 55-Jährigen bei über der Hälfte. Bei der Schweizer Illustrierten, Beobachter, Magazin oder der GlücksPost sind es sogar über 60 Prozent. Gesellschaftlich bedingt ist die Leserschaft der Elternmagazine Fritz+Fränzi und Wir Eltern zu rund 90 Prozent unter 54-jährig.
Die Wemf-Studien erscheinen zweimal im Jahr. Im Herbst 2024 werden die Printreichweiten der verschiedenen Medientitel wieder mit früheren Studien vergleichbar sein.
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10.04.2024 09:26 Uhr