Vor einem Monat hat Tamedia einen radikalen Abbau verkündet. 90 Vollzeitstellen sollen in den Redaktionen wegfallen. In den Tagen danach wurde diese Zahl aufgrund von internen Wechseln oder Nichtbesetzen von Vakanzen auf rund 55 Vollzeitstellen reduziert. Digital setzt Tamedia künftig auf die grossen Medienmarken Tages-Anzeiger, Berner Zeitung, Basler Zeitung und 24 Heures. Lokale Titel wie der Landbote, die Zürichsee-Zeitung oder das Thuner Tagblatt werden keinen eigenen Onlineauftritt mehr haben.
In Winterthur löst dieses digitale Aus vom Landboten nun Widerstand aus. Eine fünfköpfige Koordinationsgruppe hat einen Aufruf mit dem Titel «Winti braucht unabhängigen, lokalen Qualitätsjournalismus» lanciert. Bis am Donnerstagmorgen zählt die Initiative rund 450 Unterstützerinnen und Unterstützer – davon sind 350 mit Namen aufgeführt.
Mit dem Entscheid von Tamedia werde die Mediensituation in Winterthur noch prekärer, als sie ohnehin schon sei, heisst es im Aufruf. Winterthur, die sechstgrösste Schweizer Stadt, drohe zur News-Wüste zu werden. Die Initianten argumentieren mit der demokratierelevanten Funktion der Medien. Sie schreiben: «Ein funktionierendes Zusammenleben braucht gute Entscheidungen. Diese brauchen unabhängiges Wissen, faktenbasierte Antworten und eine entsprechende Bühne – auch für Winterthur.»
Ein neues Medienprojekt
Der Aufruf beinhaltet nicht nur Forderungen, sondern eine konkrete Idee. «Es braucht ein Medienprojekt aus Winti für Winti.» Die Initiative, ein neues Medium zu starten, kommt nicht von irgendwem. In der Koordinationsgruppe befinden sich einige Köpfe, die in der Medien- und Kommunikationsbranche tätig sind. Dabei sind Jan Jiràt (WOZ), Jane Wakefield (Fyld/Jardin de Ville), Andreas Mösli (Kommunikationschef FC Winterthur), Laura Bösiger (Jardin de Ville/ Bild Text Zahl) und Marco Kistler (SP-Politiker/Digital Organizing).
Die fünf wollen mit dem Aufruf herausfinden, «ob es weitere Winterthurer:innen gibt, denen die aktuelle Lage des Journalismus in unserer Stadt Sorge bereitet – und ob, wie und mit wem zusammen es Sinn machen könnte, ein neues Medienprojekt zu starten». Sei das Interesse gross genug, so die Initianten, «melden wir uns bei allen, die das möchten, mit einem Update und einem Plan». (wid)
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