Offenbar war das Bedürfnis grösser als auch schon, seine Befindlichkeit im Betrieb und die Meinung über den Arbeitgeber zu dokumentieren. An einer Zwischenbefragung zur letztjährigen Personalbefragung von Schweizer Radio und Fernsehen nahmen fast 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teil. Das sind mehr als die Hälfte aller Angestellten und so viele wie noch nie.
Nur ein Drittel würde SRF als Arbeitgeber weiterempfehlen
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse, die persoenlich.com vorliegt, ergibt ein widersprüchliches Bild. (Der Sonntagsblick berichtete auch darüber). Zum einen zeigen sich die Beschäftigten von SRF generell zufriedener mit ihrer Arbeit als in den Jahren zuvor. Zum anderen würde nur knapp ein Drittel von ihnen SRF als Arbeitgeber weiterempfehlen. Das hängt damit zusammen, dass viele Mitarbeitende ihren Arbeitsplatz als unsicher einschätzen, wie die Umfrage auch zeigt. Diese Unsicherheit rührt vom politischen und wirtschaftlichen Druck her, der schon jetzt zu Sparmassnahmen und Stellenabbau führt.
Ebenfalls auf der Negativseite schlagen die Arbeitsbelastung und das Arbeitsklima zu Buche. Dazu trägt auch eine teilweise als mangelhaft wahrgenommene interne Kommunikation bei. Hier gebe es ein «Bedürfnis nach mehr Klarheit, Dialog und Einbindung», wie die Verantwortlichen anlässlich der Präsentation der Ergebnisse am 8. Oktober festhielten. Mitarbeitende aus verschiedenen Abteilungen des Unternehmens halten zudem die komplizierten und teils ineffizienten Abläufe in Planung und Produktion für ein grosses Problem, wie sie persoenlich.com mitteilten.
SRF sieht «substanzielle Verbesserung»
Mit Blick auf das grosse Ganze sieht die SRF-Leitung eine «substanzielle Verbesserung» bei einer Vielzahl von Punkten, zu denen das Personal befragt wurde. So finden heute mehr Angestellte als noch vor zwei Jahren, SRF zahle faire Löhne. Trotz der Kritik wegen der teils zu hohen Arbeitsbelastung sieht man insgesamt Verbesserungen bei der Work-Life-Balance.
Dass sich die Ergebnisse seit 2021 in vielen Punkten teils deutlich verbessert haben, stösst bei einem Teil des Personals auf Unverständnis, weil sie selbst eine schlechtere Stimmung wahrnehmen. Eine Erklärung für die positiven Ergebnisse liefert möglicherweise die hohe Personalfluktuation in gewissen Abteilungen. In den letzten Jahren sind viele junge Mitarbeitende ins Unternehmen eingetreten und ältere, mitunter kritischere Kolleginnen und Kollegen haben SRF verlassen. Gerade jüngere Mitarbeitende identifizieren sich viel stärker mit dem Unternehmen als ältere Angestellte. Das zeigten frühere Personalbefragungen.
Nach der Personalbefragung ist vor der Personalbefragung
Die insgesamt positive Wahrnehmung des eigenen Unternehmens mag auch vom Blick auf den Abbau bei Tamedia oder CH Media herrühren. Mit den angelaufenen Spar- und Abbaumassnahmen bei SRF dürfte sich die Stimmung wohl wieder verschlechtern. Ob das zutrifft, zeigt die nächste Personalbefragung.