Vor zwei Jahren hatten die beiden Leiterinnen die Qual der Wahl, als sie aus über 100 Bewerbungen eine gut zehnköpfige Redaktion für SRF Investigativ zusammenstellen konnten. Das «grosse Interesse an einer Mitarbeit», wie es Co-Leiterin Nina Blaser damals nannte, hielt aber nicht bei allen Auserwählten gleich lange. Mehrere Redaktorinnen und Redaktoren der ersten Stunde haben das Team bereits wieder verlassen. Zuletzt waren das Andreas Schmid und Stefanie Pauli.
«Personelle Veränderungen gehören dazu»
Wie bereits im September bekannt wurde, wechselt Schmid per Anfang Januar zum Sonntagsblick (persoenlich.com berichtete). Pauli geht zur Redaktion von K-Tipp/Saldo. Zum Grund ihres Stellenwechsels wollten sich beide nicht äussern. Co-Leiterin Nina Blaser kommentiert die Abgänge pauschal mit der Aussage: «Personelle Veränderungen gehören beim Aufbau eines neuen Teams dazu.»
Wie jetzt bekannt wurde, konnte SRF die frei gewordenen Stellen mit zwei erfahrenen Berufsleuten besetzen. Zum einen kommt Simone Rau vom Tages-Anzeiger in die Recherche-Redaktion, zum anderen findet Kilian Küttel von Zentralplus an den Leutschenbach.
«Lust darauf, Neues zu lernen»
Für sie sei nach 15 «grossartigen Jahren» beim Tages-Anzeiger der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel gekommen, teilt Simone Rau auf Anfrage mit. Zuletzt arbeitete sie als Reporterin beim nationalen Recherchedesk Tamedia. Nun habe sie Lust darauf, Neues zu lernen und sich in einem multimedialen Umfeld journalistisch weiterzuentwickeln. «Bei SRF Investigativ bietet sich mir genau diese Chance», so Rau weiter. Gänzlich unbekannt ist ihr die Fernsehwelt nicht; zwischen 2007 und 2008 arbeitete sie als Redaktorin für das 3sat-Magazin «Schweizweit».
Ihr künftiger Kollege, Kilian Küttel, der seit etwas mehr als einem Jahr für die regionale Online-Plattform Zentralplus in der Innerschweiz arbeitet, sieht es als «einmalige Chance», zu SRF Investigativ wechseln zu können. Zwar habe er schon bisher an Recherchen arbeiten können, die mehr Zeit benötigen, als man sie im Tagesgeschäft sonst hat. «Für eine so kleine Publikation wie Zentralplus ist das alles andere als selbstverständlich», betont Küttel auf Anfrage von persoenlich.com. «Mit dem Wechsel zu SRF Investigativ habe ich noch mehr Zeit für Recherchen.» Küttel fand vor elf Jahren als Praktikant beim Boten der Urschweiz im Kanton Schwyz in den Journalismus.
Sie werden die Kolleginnen und Kollegen vermissen
Beide Neuzugänge bei SRF Investigativ verlassen ihren bisherigen Arbeitsort mit einem weinenden Auge. Simone Rau wird ihre Kolleginnen und Kollegen vermissen, konkret die Unterstützung bei aufwendigen Recherchen, den Humor und den Zusammenhalt. Kilian Küttel geht es ähnlich, wenn er sein bisheriges Team als engagiert, herzlich, kollegial lobt.
Was die beiden bald an Arbeit erwartet, sieht man auf der Website von SRF Investigativ dokumentiert. Seit dem Start vor zwei Jahren brachte die Redaktion so einiges ans Licht, «was andere lieber verborgen halten würden», wie sie selber schreiben. Die Liste reicht von Enthüllungen zu Missständen im Spitzensport über Recherchen zu IT- und Datensicherheit bis zur Aufdeckung eines Arzt-Skandals.
Die Ergebnisse der Recherchen platziert SRF Investigativ in dafür passenden Gefässen von Radio und Fernsehen; ob Rundschau, Rendez-vous oder Online-Plattformen – dort, wo man am ehesten ein interessiertes Publikum erwartet.
Inhaltliche und formale Freiheiten
Da sich die Recherche-Redaktion nicht über einen thematischen Fokus definiert, wie das bei der Inlands- oder Wirtschafts-Redaktion der Fall ist, hat das neu geschaffene Team eine Sonderstellung, kritische Stimmen bei SRF sprechen von einer schwierigen Stellung. Das äussert sich in Misstrauen und Neid den Neuen gegenüber. Schliesslich geniesst SRF Investigativ inhaltliche und formale Freiheiten, die es nicht überall im Haus gibt. Auch darum ist die junge Abteilung attraktiv als Arbeitsstelle. Die beiden Neuzuzüge bestätigen das.