Den Letzten beissen die Hunde, heisst es. Doch diesmal half es, nicht zu den ersten zu gehören. Weil CH Media und die NZZ weiterhin ein eigenes User-Login betreiben, blieben sie von einer Cyberattacke auf OneLog verschont. Seit dem 24. Oktober funktioniert das gemeinsame Login-System der grossen Schweizer Medienhäuser nicht mehr (persoenlich.com berichtete). Ein bisher nicht näher beschriebener Angriff führte dazu, dass sich Abonnentinnen und Nutzer auf den Plattformen von Ringier, TX Group und Tamedia mit ihren persönlichen Daten nicht mehr anmelden können. Auch lassen sich zurzeit keine Abos abschliessen.
Deshalb machen Tamedia und Blick ihre kostenpflichtigen Artikel frei zugänglich, bis OneLog wieder funktioniert. Gar nichts mehr läuft derweil beim «Blick Live Quiz». Ohne Login-Möglichkeit muss dieses erst kürzlich eingeführte Angebot bis auf Weiteres pausieren.
Einführung war bei CH Media und NZZ 2023 vorgesehen
Dass CH Media und NZZ diesmal verschont geblieben sind, ist bis zu einem gewissen Grad auch Zufall. Beide Unternehmen gehören zum Joint Venture OneLog AG. Sie haben aber, anders als TX Group/Tamedia und Ringier, die Login-Lösung noch nicht implementiert. Ein Schritt, der eigentlich schon längst hätte erfolgen sollen. Im Herbst 2022 sagte TX-Group-Chef Pietro Supino gegenüber persoenlich.com: «Die NZZ und CH Media werden voraussichtlich in einem Jahr bei OneLog dabei sein.» Das wäre vor einem Jahr gewesen.
Die NZZ arbeite an der Einführung von OneLog, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. «Daran hat sich nichts geändert», so ein Sprecher. Die Datensicherheit habe oberste Priorität. «Erkenntnisse aus den Untersuchungen zum Cyberangriff auf OneLog fliessen in das Projekt ein. Verzögerungen bei der Einführung lassen sich nicht ausschliessen», heisst es weiter.
CH Media baut eigene IT-Infrastruktur auf
Im Fall von CH Media liegt die Verzögerung daran, dass das Unternehmen weiterhin daran arbeitet, seine eigene IT-Infrastruktur aufzubauen. Dabei geht es um die Ablösung von der NZZ-Systemlandschaft und den bisher von der NZZ bezogenen Dienstleistungen. «Der Fortschritt dieser Transformation bestimmt den internen Fahrplan für die Einführung von OneLog», erklärt CH-Media-Kommunikationschefin Catherine Mettler. Die Partnerschaft, aus der sich CH Media nun löst, hatte im Frühjahr 2023 dazu beigetragen, dass CH Media Opfer einer Ransomware-Attacke wurde, die auf die NZZ-Informatik abzielte.
Der Angriff auf OneLog ändere nichts am Bekenntnis zu dieser Lösung. «CH Media plant unverändert die Integration von OneLog auf seinen Plattformen und ist weiterhin überzeugt vom Nutzen eines gemeinsamen Logins der Schweizer Medien», so Unternehmenssprecherin Catherine Mettler. Wann die Integration genau erfolgen wird und ob sie sich aufgrund der aktuellen Probleme weiter verzögert, konnte CH Media nicht sagen. Ebenso äussert sich CH Media nicht dazu, ob das Unternehmen durch den Angriff entstehende Kosten solidarisch mittragen muss als Mitaktionärin der OneLog AG, obwohl der Schaden nur bei den Mitbewerbern entstanden ist. «Die Einzelheiten des Vertrags sind nicht öffentlich», heisst es dazu.
DDoS-Attacke auf TeleZüri
Bisher noch nicht öffentlich bekannt geworden ist derweil eine DDoS-Attacke auf die Website von TeleZüri, die am 21. Oktober erfolgte. In der Folge blockierte der Cloud-Provider vorübergehend auch die Websites aller regionalen TV- und Radiosender von CH Media sowie der Today-Portale. Gleichentags um circa 20.40 Uhr waren die meisten Websites wieder erreichbar, jene von TeleZüri am Dienstagmorgen. Das Unternehmen habe Massnahmen ergriffen, «um sicherzustellen, dass TeleZüri nicht erneut alle Webseiten beeinträchtigt», schreiben die IT-Verantwortlichen. CH Media bestätigt die Vorgänge auf Anfrage von persoenlich.com.