20.03.2025

KI

Swisscom experimentiert an Schweizer Alternative zu ChatGPT

Privatkunden des Telekomanbieters können bis Ende Mai gratis myAI nutzen, das auf Claude von Anthropic basiert. Damit teste man «mögliche Produkte und Angebote im Bereich KI». Die Daten bleiben in der Schweiz und werden nicht für Trainingszwecke genutzt, schreibt das Unternehmen.
KI: Swisscom experimentiert an Schweizer Alternative zu ChatGPT

Im vergangenen Jahr lancierte Swisscom eine KI-Plattform für Unternehmen. Die «Swiss AI Platform» garantiere eine Datenhaltung und -verarbeitung in der Schweiz, hiess es. Unter den gleichen Vorzeichen testet das Unternehmen nun auch eine Anwendung für Privatkunden. Seit Kurzem steht mit myAI ein KI-Chatbot online, den alle Swisscom-Kunden nutzen können. Dafür müssen sie sich mit ihren Login-Daten für das Kundenportal anmelden.

Für Haushaltstipps und Allgemeinwissen

Die Plattform sieht aus wie alle bekannten KI-Chatbots. Kernelement ist das Eingabefeld, wo man seine Frage hineinschreiben kann. In vier Textkacheln macht Swisscom ein paar Nutzungsvorschläge. Das Spektrum reicht von Haushaltstipps über Allgemeinwissen bis zu interaktiven Spielereien. Die Antworten darauf generiert eine in der Schweiz betriebene Variante des Sprachmodells «Claude» (Version Sonnet 3.5) der Firma Anthropic. Der «Wissensstand» der Daten reicht bis April 2024. Auf aktuelle Daten aus dem Internet kann myAI nicht zugreifen.

Mit dem Chatbot testet Swisscom «mögliche Produkte und Angebote für unsere Kunden im Bereich AI», erklärt eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage von persoenlich.com. «Viele unserer Kunden sind noch verunsichert, was AI-Anwendungen angeht, möchten zum Beispiel kein weiteres Pay-Abo oder einen Account bei einer AI-Anwendung eröffnen.»

Daten bleiben in der Schweiz

Mit ihrem Test adressiert Swisscom auch die Unsicherheit vieler Nutzerinnen und Nutzer hinsichtlich dessen, was mit ihren Daten geschieht, wenn sie einen KI-Chatbot nutzen. Deshalb betreibt Swisscom für myAI eine Datenbank in der Schweiz. Weiter sichert das Unternehmen in den Nutzungsbedingungen zu, dass die Eingaben «in keinem Fall» zu Trainingszwecken oder zur Weiterentwicklung des Sprachmodells verwendet werden.

Hingegen nutzt Swisscom die Daten in anonymisierter Form für eigene analytische und statistische Zwecke. «Eine solche Anonymisierung kann anspruchsvoll bis unmöglich sein», gibt Rechtsanwalt und Datenschutzspezialist Martin Steiger zu bedenken. Doch insgesamt würden «Nutzer, welche die Rechtstexte lesen, von Swisscom transparent informiert, dass sie an einem Versuch teilnehmen und welche Voraussetzungen dabei gelten», so Steiger weiter.

In der vorliegenden Form will Swisscom myAI bis Ende Mai testen. Die Beta-Phase diene auch dazu, Kundenfeedbacks einzuholen, um das Produkt weiter zu optimieren, heisst es. So erhalten alle User nach zehn Eingaben einen Fragebogen, den sie ausfüllen müssen, wenn sie den Dienst weiterhin nutzen wollen. «Weitere Aussagen zu myAI machen wir erst nach der abgeschlossenen Beta-Phase», teilt Swisscom mit.


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