19.09.2024

ZFF

An umstrittenem Dokfilm wird festgehalten

Der Dokumentarfilm «Russians at war» soll trotz Kritik am Zurich Film Festival gezeigt werden. Der russisch-kanadischen Filmemacherin Anastasia Trofimova wird vorgeworfen, mit der Dokumentation russische Kriegsverbrechen in der Ukraine zu verharmlosen.
ZFF: An umstrittenem Dokfilm wird festgehalten
Christian Jungen, künstlerischer Leiter des Zurich Film Festival, spricht am Donnerstag an einer Medienkonferenz im Hotel Dolder Grand in Zürich über die geplante Vorführung des Films «Russians at war». (Bild: Keystone/Michael Buholzer)

«Russians at war» wird wie geplant am 20. Zurich Film Festival (ZFF) gezeigt, wie Festivaldirektor Christian Jungen am Donnerstag an einer Medienkonferenz in Zürich sagte.

Der Film, für den Trofimova eine russische Militäreinheit im Krieg gegen die Ukraine mehrere Monate lang begleitete, löste vor allem bei Ukrainerinnen und Ukrainern heftige Reaktionen aus. Vorführungen am Toronto Film Festival mussten wegen Drohungen abgesagt werden.

Ukrainisches Aussenministerium protestiert

Der Film war vorübergehend von der Website des ZFF verschwunden. Ein Sprecher des ukrainischen Aussenministeriums warnte das ZFF in einer Mitteilung auf X am Donnerstag, die Vorführung des Films würde den Ruf des Festivals ruinieren. Es handle sich nicht um einen Dokumentarfilm, sondern um einen Propagandafilm, der Kriegsverbrechen verharmlose.

Trofimowa, die früher als Journalistin für den kremlnahen Medienkonzern Russia Today arbeitete, hatte die Vorwürfe bereits zurückgewiesen. Sie habe unabhängig gearbeitet und für den Film keine Genehmigung des russischen Verteidigungsministeriums eingeholt.

In Zürich soll die Entstehungsgeschichte des Films thematisiert werden, nach Möglichkeit soll es laut Jungen auch eine Podiumsdiskussion geben. Dazu soll die ukrainische Botschafterin in der Schweiz eingeladen werden. Auch Trofimowa soll nach Zürich kommen.

«Wir verstehen den Unmut der Ukrainer», sagte Jungen. Er räumte auch ein, dass die Regisseurin aufgrund ihrer früheren Arbeit «nicht ganz unproblematisch» sei. Trotzdem sei es richtig, den Film zu zeigen. «Filme sollen zu Diskussionen anregen. Und wir verstehen diesen Film als Antikriegsfilm», so Jungen.

Hollywood-Stars und Emil Steinberger

Die 20. Ausgabe des ZFF beginnt am 3. Oktober. Zahlreiche Stars werden erwartet, darunter Richard Gere und Kate Winslet, Pamela Anderson und Emil Steinberger.

Mehr als 100 Filme werden gezeigt, darunter 17 Weltpremieren. Hollywood-Star und Buddhist Richard Gere wird beispielsweise bei der Premiere seines Dalai-Lama-Dokumentarfilms «Wisdom of Happiness» anwesend sein. Emil Steinberger, der im Dokfilm «Typisch Emil» zu sehen sein wird, erhält den Lifetime Achievement Award des ZFF.

Weltpremiere von «Tschugger 4»

Als Weltpremiere gezeigt wird zudem die vierte Staffel von «Tschugger». Die Schweizer Erfolgsserie aus dem Wallis soll mit «Der Lätscht Fall» zu Ende gehen. Auf SRF und SRF online ist «Tschugger 4» erst ab dem 24. November zu sehen. (sda/cbe)


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KOMMENTARE

Victor Brunner
20.09.2024 09:03 Uhr
Trofimowa: "Sie habe unabhängig gearbeitet und für den Film keine Genehmigung des russischen Verteidigungsministeriums eingeholt". Niemand begleitet Teile der russischen Armee und macht einen Film ohne Prüfung und Genehmigung russischer Militärbehörden. Das ZFF ist bestimmt der falsche Ort für den Propagandafilm!

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