Seit 2019 gilt für die Redaktionen von Tamedia die Devise «Mobile First». Sie schreiben und produzieren ihre Artikel in erster Linie für die Nutzung auf dem Smartphone; das mobile Gerät als Dreh- und Angelpunkt moderner Mediennutzung. Warum sollte man nicht auch mit der Handyrechnung sein Zeitungsabo bezahlen können? Das geht bei Swisscom. Allerdings nur für Titel von Tamedia.
«Exklusiv für Swisscom Kunden» zwei Monate geschenkt
Seit Mai 2024 bietet das Telekomunternehmen auf seinem Kundenportal als «Zusatzangebot», respektive als «Benefit» die Möglichkeit, mit einem Mausklick ein Abo für den Tagesanzeiger zu erwerben. «Exklusiv für Swisscom Kunden» gibt es die ersten zwei Monate geschenkt, danach kostet das Abonnement «Digital Basic» den regulären Preis von 15,90 Franken pro Monat. Zu den gleichen Konditionen kann man auch die Westschweizer Titel 24 Heures oder die Tribune de Genève abonnieren. Auf dem Kundenportal erscheinen die Zeitungsabos gleichauf mit Bezahlsendern und Streamingdiensten wie Canal+ oder Netflix, die man zum TV-Grundangebot dazubuchen kann. Abgerechnet wird via Swisscom-Rechnung. Neben Handy, Internet, Fernsehen taucht dann ein Posten «Zeitung» auf. Verkaufspsychologisch clever erscheint das Abo nur noch als ein Teilbetrag, der sich mit Blick auf die viel grössere Gesamtsumme relativiert.
Entstanden ist die Zusammenarbeit auf Anregung von Swisscom, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilt. «Um unseren Kunden möglichst vielfältige, einzigartige Zusatzangebote unterbreiten zu können, haben wir Kundenfeedbacks eingeholt und im Anschluss versucht, in den gewünschten Bereichen spannende Partnerschaften zu schliessen», erklärt Swisscom-Mediensprecherin Annina Merk. Man habe dann verschiedene Medienhäuser angefragt und Tamedia zeigte sich sehr interessiert an einer Zusammenarbeit. «Wir fanden unkompliziert eine gemeinsame Lösung für die technische Umsetzung», so Merk weiter.
«Wesentlicher Bestandteil unserer Wachstumsstrategie»
Für Tamedia wiederum kam die Initiative von Swisscom im richtigen Moment. «Vertriebspartnerschaften sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Wachstumsstrategie», teilt Marc Isler, Chief Revenue Officer Tamedia, auf Anfrage mit. Man wolle potenzielle neue Abonnentinnen und Abonnenten «dort ansprechen, wo sie sich regelmässig bewegen und wo der Kaufabschluss möglichst einfach vollzogen werden kann», so Isler weiter.
Keine Angaben machen die beiden Partner dazu, wie sie den Ertrag der auf «My Swisscom» generierten Abonnements untereinander aufteilen. Ebenfalls ein Geschäftsgeheimnis bleibt die Zahl der seit knapp einem Jahr verkauften Abos auf diesem Weg. Klar ist nur so viel: Wie persoenlich.com erfahren hat, verzichteten andere Verlage auf eine solche Partnerschaft, nachdem sie erfahren hatten, wie die Zahlen von Tamedia aussehen. Für den Tages-Anzeiger bringt das den Vorteil, dass er nun als einziger Titel, quasi exklusiv, bei Swisscom im Angebot steht.