Schweizer Uhren von Marken wie Rolex, Cartier oder Omega sind weltweit beliebt und in den letzten Jahren in Massen ins Ausland exportiert worden. Zuletzt wurde die Branche aber von Konjunktursorgen in China gebremst. Ob die Exporte 2025 wieder zulegen, hängt primär davon ab, wie rasch sich die Nachfrage in China erholt.
Seit Ende der Corona-Krise reiten die Uhrenfirmen auf einer Erfolgswelle. Bereits 2021, also bevor überall auf der Welt wieder Normalität herrschte, wurden mit 22,3 Milliarden Franken wertmässig so viele Schweizer Uhren wie nie zuvor ins Ausland exportiert. Von einer starken US-Nachfrage und Preiserhöhungen befeuert, kletterten die Exporte bis 2023 gar auf einen absoluten Rekord von 26,7 Milliarden.
Rekordlauf gebremst
Im vergangenen Jahr geriet der kräftige Aufschwung allerdings ins Stocken. «Nach drei Jahren Wachstum ist die Nachfrage nach Schweizer Uhren 2024 zurückgegangen», hält Jon Cox vom Finanzhaus Kepler Cheuvreux in einer Branchenstudie fest. Hauptgrund dafür sei der Einbruch in China und Hongkong. Zudem habe in anderen Ländern der Post-Covid-Boom nachgelassen.
Das zeigt auch die kurz vor Weihnachten publizierte Statistik für die Monate Januar bis November 2024. In dieser Zeit sanken die Uhrenexporte verglichen mit dem Vorjahr um knapp 3 Prozent, wobei sie in den wichtigen Absatzmärkten China (-26%) und Hongkong (-20%) einbrachen. Auf der Gegenseite stützte der mittlerweile grösste Markt USA (+5,6%) sowie Japan oder Südkorea (je +10%) die Branche.
Die Zahlen zum Gesamtjahr 2024 veröffentlicht der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie Ende Januar und auch da wird in Expertenkreisen mit einem negativen Vorzeichen gerechnet.
Schwache Konsumentenstimmung in China
Ob der Uhrenbranche die Rückkehr auf den Wachstumspfad gelingt, entscheidet sich in China, wo sich die Konsumentenstimmung stark eingetrübt hat. Gründe dafür sind laut dem Berater Deloitte schwache Konjunkturaussichten und die anhaltende Krise am Immobilienmarkt. Das drücke auf die Kauflust der Chinesinnen und Chinesen, die auch weniger reisen, was Luxus-Boutiqen in Paris, Mailand oder London zusetze.
Doch Besserung sei in Sicht, ist Louise Singlehurst von Goldman Sachs überzeugt. Die Wirtschaft in China werde sich spätestens ab der zweiten Jahreshälfte dank der von Peking eingeleiteten Konjunkturstützen erholen. Unter anderem dürften die Preise am chinesischen Immobilienmarkt wieder steigen, was dem Konsumentenvertrauen und dem Geschäft mit Luxusgütern Auftrieb verleihe.
Darüber hinaus lägen die Vergleichswerte des Vorjahres auf eher tiefen Niveaus und seien einfacher zu übertreffen, ergänzt Kepler Cheuvreux-Analyst Cox. Er rechnet auch deshalb für die Schweizer Uhrenbranche im Jahr 2025 mit einem moderaten Exportwachstum von 2 Prozent. Jean-Philippe Bertschy von der Bank Vontobel ist etwas skeptischer und geht lediglich von einer Seitwärtsbewegung aus.
Cox sieht den Ausblick aber wegen den Konflikten in der Ukraine und im Nahen Osten sowie drohenden Handelskriegen zwischen den USA respektive der EU mit China mit Risiken behaftet. Für die Schweiz dämme immerhin das mit China vor Jahren unterzeichnete Freihandelsabkommen negative Entwicklungen etwas ein. Zudem dürfte die Einführung von US-Zöllen zumindest für teure Uhren weniger zum Problem werden, glaubt der Analyst.
Richemont im Vorteil
Ein Aufschwung in China dürfte vor allem der Nachfrage nach teuren Zeitmessern Rückenwind verleihen. Das ist zum Vorteil der auf Luxusprodukte ausgerichteten Richemont-Gruppe mit Marken wie Cartier, IWC oder Piaget. Richemont profitiere sowieso seit längerem vom gut laufenden Schmuckgeschäft, das bereits über die Hälfte zum Gruppenumsatz beitrage, schreibt Bertschy.
Darüber hinaus erziele Richemont beinahe drei Viertel der Erlöse im eigenen Vertriebsnetzwerk. Diese Konstellation helfe einem Hersteller, Herausforderungen am Markt einfacher zu meistern. Hält ein Unternehmen die Fäden im Vertrieb in den eigenen Händen, dann können insbesondere die Lager effizienter verwaltet werden.
Anders sieht die Lage für die Swatch Group aus, die neben teuren Marken wie Omega oder Blancpain vor allem im tieferen und mittleren Preissegment (Swatch, Tissot, Longines etc.) vertreten und im Verkauf stärker von Vertriebspartnern abhängig ist. Diesem Manko will der Konzern mit «beschleunigten» Investitionen ins eigene Retailnetz begegnen, wie es Mitte Juli anlässlich der Halbjahrespublikation hiess.
Sowohl Richemont als auch Swatch werden in den kommenden Tagen über den Geschäftsverlauf orientieren. Richemont legt am kommenden Donnerstag Umsatzzahlen zum dritten Quartal 2024/25 vor, während Swatch an einem noch nicht bekannten Termin die Kennzahlen zum Geschäftsjahr 2024 veröffentlicht. (sda/awe)