Die Migros hat im vergangenen Jahr einen Gewinneinbruch erlitten. Der Reingewinn sackte auf 175 Millionen Franken ab. Ein Jahr zuvor hatte der «orange Riese» unter dem Strich noch 459 Millionen Franken verdient.
Der Betriebsgewinn (EBIT) sei auf 286 Millionen Franken von 628 Millionen im Vorjahr gefallen, teilte der Detailhandelskonzern am Dienstag in einem Communiqué mit. Steigende Rohstoff-, Energie- und Verpackungskosten hätten das Ergebnis belastet.
Zudem wurde das Resultat von Wertberichtigungen von rund einer halben Milliarde Franken in die Tiefe gerissen, wie die Migros bereits im Februar erklärt hatte. Schuld seien Logistik-Liegenschaften, IT-Projekte und verschiedene weitere Vermögenswerte, die aufgrund veränderter Marktbedingungen einen tieferen Bilanzwert aufweisen würden. Davon machten indirekte Effekte der Pleite der Immobiliengruppe Signa des österreichischen Unternehmers René Benko rund 15 Millionen aus, hatte ein Sprecher damals gesagt.
Operativ profitierte die Migros vom guten Ergebnis der Migros Bank Bank, die ihren Gewinn um gut 30 Prozent steigern konnte. Auch die Reisetochter Hotelplan Group befindet sich nach happigen Verlusten in der Coronapandemie weiter im Aufwind und fuhr mit 27 Millionen Franken den höchsten EBIT seit eineinhalb Jahrzehnten ein. Das ist nochmals ein Plus von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Der neue Konzernchef Mario Irminger will den Detailhandelsriesen nun profitabler machen. So will die Migros die Hotelplan-Gruppe und die Kosmetik- und Hygienetochter Mibelle verkaufen. Auch für den Elektronikhändler Melectronics und den Sportgeräteverkäufer SportX werden neue Besitzer gesucht, wie die Migros im Februar angekündigt hatte (persoenlich.com berichtete).
Neuigkeiten dazu gab es im Communiqué vom Dienstag nicht. An den Trennungsabsichten hielt die Migros fest: Trotz des Erfolgs von Hotelplan «sieht die Migros für das Unternehmen grössere Entwicklungschancen bei einem neuen Eigentümer und sucht derzeit einen Käufer.»
Und bei den Migros-Fachmärkten sei der Umsatz im vergangenen Jahr weiter gesunken (-7,7 Prozent). «Die veränderten Kundenbedürfnisse erfordern eine Neuausrichtung der Fachmarkt-Formate. Dabei markiert der geplante Verkauf von Melectronics und SportX den nächsten Schritt», schrieb die Migros.
Die Migros-Industrie habe ihren Umsatz um 3,9 Prozent auf 6 Milliarden Franken gesteigert. Das Wachstum ging vor allem auf inflationsbedingte Preiserhöhungen zurück. Davon sei insbesondere das Auslandsgeschäft betroffen gewesen.
Prägnant zeigte sich diese Tendenz bei Mibelle, welche unter anderem das Spülmittel «Handy» oder die «I am»-Pflegeprodukte herstellt: «70 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen im Ausland. Für bessere Entwicklungschancen wurde die Suche nach einer neuen Eigentümerschaft gestartet», schrieb die Migros.
Der Detailhandelskonzern will sich stattdessen auf die vier Kernbereiche Food, Non-Food, Gesundheit und die Migros Bank konzentrieren. Die Fokussierung wird bei der Migros-Gruppe gemäss früheren Angaben zu einem Abbau von bis zu 1500 Vollzeitstellen führen. Auf der anderen Seite seien rund 1300 Stellen in der Migros-Gruppe derzeit unbesetzt, hiess es am Dienstag.
Beim Umsatz hat die Migros derweil ihre Rekordjagd fortgesetzt: Der Umsatz stieg um 5,9 Prozent auf 31,9 Milliarden Franken, wie bereits seit Januar bekannt ist. Im Jahr zuvor hatte der «orange Riese» erstmals die Marke von 30 Milliarden geknackt.
Umsatzmässig ist Digitec Galaxus zwar um knapp 12 Prozent gewachsen, und ein Drittel dieses Wachstums gelang der Migros-Tochter in unserem nördlichen Nachbarland. Doch das Geschäft mit dem Onlinehandel in Deutschland ist schwer defizitär. «Deutschland ist ein sehr kompetitiver Markt und es gibt dort verschiedene, auch globale Konkurrenten, die eine dominante Stellung haben», sagte Irminger.
Im Moment investiere man noch einen «substantiellen» Betrag, um in Deutschland Fuss zu fassen. Es gehöre dazu, dass man dafür stark in den Vorlauf gehen müsse, so Irminger. Auch in der Schweiz habe man am Anfang «jahrelang investiert, um profitabel zu werden», sagte er. Und nun erwirtschafte Digitec Galaxus hierzulande operativ einen Gewinn.
Dennoch steht die Zukunft von Galaxus Deutschland aktuell nicht gerade auf soliden Beinen: «Wir diskutieren im Moment sehr stark, in welchem Ausmass wir uns dort weiter engagieren», sagte Irminger.
Wie hoch der Verlust bei der deutschen Tochter im vergangenen Jahr war, wollte Finanzchefin Isabelle Zimmermann im Gespräch mit der Nachrichtenagentur nicht beziffern: «Aber Galaxus in Deutschland hat die Ziele aus dem Businessplan von 2021 immer übertroffen. Die Entwicklung war stets besser als geplant.» (sda/wid)