10.10.2024

Jung von Matt Tech

«Technologie ist kein Killer von Kreativität»

Michelle Scholz will mit Jung von Matt Tech die Kreativität auf eine neue Stufe heben. Im Interview zieht sie eine Zwischenbilanz und zeigt auf, welche Erfahrungen sie mit der neuen Technologie gesammelt hat.
Jung von Matt Tech: «Technologie ist kein Killer von Kreativität»
«Technologie ist der wichtigste Treiber und Enabler für kreative Kommunikation», so Michelle Scholz, Managing Director bei Jung von Matt Tech. (Bild: zVg)

Frau Scholz, Sie sind Managing Director bei Jung von Matt Tech. Für die Gestaltung Ihrer Agentur wählen Sie einen neuartigen Ansatz. Was muss man sich darunter vorstellen?
Wir sprechen Marketing, aber bringen die passende Technologie zu Boden und sind damit die perfekte Ansprechpartnerin für Marketing-, aber auch IT-Kund:innen. Wir sind weder Digitalagentur noch Kreativagentur, sondern vereinen beides zu einer neuen Kategorie. Eindimensionalität langweilt mich. Darum fühlen sich bei uns nicht nur entweder Techies oder Kreative wohl, sondern beide gleichzeitig. Introvertierte und Extrovertierte. Chaotische und Strukturierte. Das lässt sich so einfach sagen, aber wir arbeiten jeden Tag gemeinsam hart an dieser sehr besonderen und heterogenen Kultur, denn wir merken, dass genau durch diese Reibung Grossartiges entsteht.

Wer ist dann bei Jung von Matt künftig für die Idee (einer Kampagne) zuständig? Die Kreativen oder die Techies?
Für die initiale Idee sicher immer noch eher Kreative. Aber Ideen bekommen einen ganz anderen Spin, wenn sie aus unterschiedlichen Perspektiven durchdacht werden. Wer für die Idee zuständig ist, ist für uns eher zweitrangig. Bei uns ist alles Teamwork. Wir feiern Erfolge gemeinsam. Diverse Innovationstechniken und unser dunkelgrünes Kompetenzspektrum helfen uns dabei, holistische Lösungen zu entwickeln.

Welche Rolle spielt dabei die künstliche Intelligenz?
Eine grosse. Darum sind wir sehr früh auf die Lernkurve aufgesprungen und haben viel Zeit und Mittel investiert. Das zahlt sich bereits jetzt aus, weil wir uns einen Vorsprung erarbeiten konnten. Deswegen denken wir KI immer mit und versuchen unsere Kund:innen für KI-Lösungen zu begeistern. Diese können kreativ und aufmerksamkeitsstark sein, aber auch effizienzgetrieben und prozessoptimierend.

Jung von Matt hat verschiedene Kunden, wie Coop, Mobiliar oder Zweifel. Wie wenden Sie dabei «Tech» an?
Technologie wird oft als Killer von Kreativität wahrgenommen. Dabei ist Technologie der wichtigste Treiber und Enabler für kreative Kommunikation. Jung von Matt Tech digitalisiert Marken. Dabei stellen wir sicher, dass man Marken in ihrer Individualität digital erleben und spüren kann – das ist manchmal gar nicht so einfach, denn Technologie fördert eher die Uniformität, aber fordert deshalb noch mehr Kreativität für die Gestaltung eines einmaligen Markenerlebnisses. Diese Erlebbarkeit bezieht sich nicht nur auf Text und Bild, sondern betrifft den Gesamteindruck, der durch viele kleine Dinge entsteht. In den kleinen und grossen Animationen, im Cookie-Banner, in der Feature-Auswahl, auf der 404-Seite, in der Navigationsart, im Check-out-Prozess – und in vielem mehr. Davon profitieren nicht nur grosse Consumer-Brands, sondern beispielsweise auch Kund:innen aus dem B2B- oder dem Industriebereich.

Sie sind bereits viele Jahre in der Werbung. Inwiefern wird sich die ganze Industrie in den nächsten Jahren ändern?
Sie wird datengetriebener, nachhaltiger und nischiger. Briefings basieren immer stärker auf Daten, und es gibt immer mehr Zugänge zu noch mehr Daten. Das führt zu immer mehr Microtrends und Hyperpersonalisation. Gleichzeitig bauen wir aber auch viel langfristigere und nicht mehr so viele kurzfristige Lösungen. Es wird seltener aktionistisch gehandelt und öfter gezielt investiert.

Gibt es neue Berufsbilder und, wenn ja, wie sehen diese aus?
Ja, wir sehen heute viel mehr Creative Technologists, AR- und VR-Designer:innen oder auch Data und Content Strategists. Aber auch klassischere Berufsbilder wandeln sich mit dem Impact der Digitalisierung auf ihre tägliche Arbeit. Ich bin immer wieder überrascht, wie undigital und unagil viele Berufsgruppen in ihrem Alltag immer noch denken und handeln.

Das JvM-Motto heisst «Wir bleiben unzufrieden». Was bedeutet dies im Alltag?
Einen kompromisslosen Anspruch und manchmal auch ein Augenrollen. Ich erlebe im Alltag, wie uns dieser Anspruch zusammenschweisst und damit ein unausgesprochenes Versprechen einhergeht zu hinterfragen, neu zu denken und immer weiter zu wollen. Aber auch, dass wir mit uns härter ins Gericht gehen als mit anderen. Das heisst aber nicht, dass wir uns nicht über Erfolge freuen und diese gebührend feiern – wir haben auch mal zufriedene Momente.

Wie sind Sie eigentlich selber in die Werbung gekommen? Gab es ein «Erweckungserlebnis»?
Eigentlich war es Zufall. Eine Freundin hat mir von einem freien Praktikumsplatz in einer Agentur erzählt. Ich habe mich beworben, der Rest ist Geschichte. Ich erinnere mich noch genau, wie überrascht und dankbar ich war, dass es so einen kreativen Job gibt, in dem man mit Ideen seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Dankbar bin ich immer noch.


Das ganze Interview finden Sie in der persönlich-Printausgabe vom August/September.


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

Neue Podcast-Folge: Jetzt reinhören