17.10.2024

Post

Verlage erhalten Gnadenfrist vor Tariferhöhung

Auf Druck des Preisüberwachers wird der Postversand von Zeitungen und Zeitschriften ins Ausland erst ab 2026 teurer. Private Anbieter wie Quickmail hoffen auf wechselwillige Verlage.
Post: Verlage erhalten Gnadenfrist vor Tariferhöhung
Die Schweizerische Post – hier das neue Logo auf dem Hauptsitz – plant nun erst ab 2026, die Tarife für den Auslandversand von Presseerzeugnissen deutlich anzuheben. (Bild: Keystone/Peter Schneider)

Mitte Juni informierte die Schweizerische Post mit einem Schreiben Verlage, die einen Teil ihrer gedruckten Publikationen ins Ausland versenden. Sie sehe sich «gezwungen», schrieb die Post, «das Angebot für den internationalen Presseversand per 1. Januar 2025 anzupassen» (persoenlich.com berichtete). Der Versand von Zeitschriften und Magazinen ins Ausland würde teils massiv teurer. Die Berechnung einzelner Verlage ergab mehr als eine Verfünffachung der Portokosten.

Keine eigener Tarif mehr für Medien

Die Post begründete den Schritt mit der weltweit wirtschaftlich angespannten Lage sowie der Teuerung und der rückläufigen Menge ins Ausland verschickter Presseerzeugnisse. Darum hat die Post einen Systemwechsel beschlossen. Das bisherige Angebot «Press International» will sie abschaffen und ins Angebot «Dokument International» überführen. Zeitschriften und Magazine sollen demnach tariflich gleichbehandelt werden wie Briefe oder Kleinpakete, die man ins Ausland schickt.

Wie nun bekannt wurde, legt die Post einen Marschhalt ein. Mitte Oktober informierte das Unternehmen die betroffenen Verlage, dass die Preiserhöhung erst später komme. Der Systemwechsel erfolge nicht per 1. Januar 2025, sondern «schrittweise». Die Umsetzung sei in mehreren Etappen ab 2026 geplant. Was die Post nicht schreibt: Den Entscheid traf sie nicht aus freien Stücken, sondern erst, nachdem sich der Preisüberwacher eingeschaltet hatte. Er nahm sich im Sommer der Sache an, nachdem Lukas Vogelsang, Herausgeber des Berner Kulturmagazins Ensuite, die Behörde über die Pläne der Post informiert hatte.

Preisüberwacher will nochmal mit der Post diskutieren

Vogelsang freut sich, dass seine Preisbeanstandung etwas bewirkt hat, wie er persoenlich.com mitteilt. Gleichzeitig ist er sich auch im Klaren, dass die Tariferhöhung nur aufgeschoben und nicht aufgehoben wurde. «Klar: Die Post macht das jetzt einfach in Etappen – aber wir haben jetzt die Möglichkeit, aktiv zu werden und mehr Zeit, um uns nach Alternativen umzusehen», so Vogelsang weiter. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass der Preisüberwacher die geplante Preiserhöhung beim Auslandsversand noch einmal thematisieren will. Die Post teilt auf Anfrage von persoenlich.com mit, dass sie eigentlich gar nicht darüber diskutieren müsste. «Das Angebot Press International ist nicht Bestandteil der laufenden einvernehmlichen Regelung der Post mit dem Preisüberwacher», so eine Post-Sprecherin. Trotzdem habe man sich entschieden, über das ab 2026 geplante Vorgehen mit dem Preisüberwacher zu diskutieren. Am Grundsatzentscheid, die Tarife zu erhöhen, hält die Post aber fest.

Davon könnte die private Konkurrenz profitieren, etwa die Planzer-Tochter Quickmail. Das private Postunternehmen bietet auch den Versand gedruckter Presseerzeugnisse ins Ausland an. Es sei oft schwierig, mit den aktuell geltenden Tarifen der Schweizerischen Post zu konkurrieren, sagt Stefan Ramseier, zuständiger Key Account Manager von Quickmail, im Gespräch mit persoenlich.com. Das müsse man von Fall zu Fall anschauen. «Für manche Versender sind wir schon heute eine gute Alternative. Mit der angekündigten Tariferhöhung wird unser eigenes Angebot für Versände ins Ausland aber definitiv noch interessanter.»

Heute nutzen erst ein paar wenige Verlage das Angebot von Quickmail International, sagt Ramseier. Mitte November wolle man mit einer Aktion das eigene Angebot bekannter machen und dazu Verlage anschreiben. Der wechselwillige Ensuite-Verleger Vogelsang führt schon heute Gespräche mit Quickmail.


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