Text: Patrick Gunti, by the way communications AG Bilder: SPV / Jasmin Hanold, WeArePepper / Sebastian Schneider, Special Olympics Switzerland, Zurich 2024
Ob in Bezug auf Fähigkeiten, Geschlecht, sexuelle Orientierung oder ethnische Herkunft – unsere Gesellschaft wird vielfältiger. Im Zentrum aller Diversity- und Inklusions-Engagements steht der Wunsch, diese Vielfalt zu leben, Individuen ungeachtet ihrer Unterschiede als Menschen zu sehen und sie zu integrieren. Veranstalter müssen darauf reagieren, denn alle Menschen wollen sich bei den Events, die sie besuchen, repräsentiert und willkommen fühlen. Organisatoren und Veranstaltungen profitieren dabei von einer erhöhten Relevanz, sie sprechen ein breiteres Publikum an und können durch ihr Engagement für Vielfalt und Inklusion ein positives Image aufbauen, das die Bindung stärkt und das Interesse von Sponsoren und Partnern weckt. Denn nicht nur handeln sie ethisch korrekt, sondern sie tragen auch dazu bei, dass die Events in einer Zeit wachsender Erwartungen an Inklusion und Vielfalt langfristig relevant bleiben.
Zugang und Teilhabe für alle
Während sich Diversity auf die Vielfalt von Menschen innerhalb einer Gruppe oder Gesellschaft bezieht, bedeutet Inklusion, ein entsprechendes Umfeld zu schaffen, in dem diese Vielfalt respektiert und wertgeschätzt wird und in dem alle Menschen gleichberechtigt teilnehmen können. Ein Vorzeigebeispiel sind die UCI-Rad- und -Para-Cycling-Strassen-Weltmeisterschaften vom 21. bis 29. September 2024 in Zürich. Bei der erstmaligen gemeinsamen Austragung der Non-Para- und Para-Cycling-WM-Rennen sollen alle Teilnehmenden gleichermassen im Scheinwerferlicht stehen.
Die Organisatoren verfolgen das Ziel, sowohl für die gesellschaftliche als auch die radsportliche Inklusion und Gleichstellung neue Massstäbe zu setzen. Gesamtprojektleiter Daniel Rupf sagt: «Zürich hat sich gesagt: Wenn die Rad- und die Para-Cycling-WM zusammen stattfinden, dann machen wir es richtig. Heisst, die Para-Cycling-Rennen werden voll ins Rennprogramm integriert, alle fahren über die gleiche Ziellinie und teilweise auch auf den gleichen Strecken, damit man sieht, dass alle – ob mit oder ohne Einschränkung – Leistungssport betreiben. In dieser Form hat es das bisher noch nie gegeben.»
Ganz nach dem Motto «Together we ride» hat man gleichzeitig mit innovativen Ansätzen eine möglichst barrierefreie Veranstaltung organisiert, nicht nur für die Athletinnen und Athleten, sondern auch für das Publikum. Eine entsprechende Nachhaltigkeits-
Charta hält fest, dass die Titelkämpfe für alle Teilnehmenden und ihre Betreuer wie auch die Zuschauenden unabhängig von körperlichen oder geistigen Einschränkungen barrierefrei gestaltet werden.
In den Fanzonen auf dem Sechseläutenplatz und auf dem Bürkliplatz werden zum Beispiel sogenannte «Hosted Areas» geschaffen, die für Menschen mit Behinderungen und ihre Begleitpersonen reserviert sind, damit sie die Rennen gemeinsam geniessen können. Während der Rennen stehen Volunteers mit und ohne Einschränkungen bereit, und Menschen mit Behinderung können sich bei Fragen auch an eine spezielle Hotline wenden. Alle Orte, an denen die Wettbewerbe stattfinden, sind rollstuhlgerecht, und auch an den Standorten Winterthur, Gossau (ZH), Uster und Oerlikon sind die Startorte barrierefrei zugänglich.
«Nicht nur über Inklusion reden, sondern diese umsetzen»
Um alle Anliegen möglichst gut erfüllen zu können, wurde ein «Sounding Board» eingesetzt, in dem Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen das lokale Organisationskomitee berieten und massgeblich halfen, die unterschiedlichen Bedürfnisse zu verstehen und Lösungen zu entwickeln. Ausserdem wurde mit Experten die Infrastruktur rund um und in den Fanzonen auf Barrierefreiheit überprüft, dokumentiert und auf der App «ginto» verfügbar gemacht. Daniel Rupf sagt: «Wir haben nicht den Anspruch, die Welt zu verändern, das wäre vermessen. Aber wir wollen nicht nur über Inklusion reden, sondern sie auch umsetzen und mit all den getroffenen Massnahmen Standards schaffen, wenn es um das Thema Inklusion bei Veranstaltungen geht.»
Man wolle mit all diesen Massnahmen einen gesellschaftlichen Beitrag leisten, der über den Sport hinausgehe, so Rupf, der in den letzten 30 Jahren schon viele sportliche Grossprojekte begleitet hat. Er ist überzeugt, dass man mit diesem Event ein Erbe hinterlassen werde. So wurde zusammen mit Swiss Cycling das Nachwuchsförderungs-Projekt «Cycle on Zürich» ins Leben gerufen, das vorerst am Stützpunkt Zürich auch das Para-Cycling inkludiert. Ebenso wurden dank der WM-Begleitmassnahmen «Züri Velo Cup» oder «Zurich Rides» neue, kuratierte und vielfältige Strecken für jegliche Ansprüche erarbeitet, die von jedermann/-frau befahren werden können. Dabei wurden auch für Menschen mit Beeinträchtigungen Möglichkeiten geschaffen und entsprechende Streckenprofile entworfen. Daniel Rupf sagt, man könne mit teilweise ganz einfachen Dingen Barrieren abbauen. «Wir sehen uns dabei in einer Vorbildfunktion und hoffen, dass wir mit den getroffenen Massnahmen neue Leitlinien vorzeichnen können, wie man das Thema Inklusion – primär bei Sportveranstaltungen – neu angehen kann. Wir haben schon Anfragen von Organisatoren, die unsere Nachhaltigkeits-Charta übernehmen und von unseren Erfahrungen profitieren wollen.»
Special Olympics World Winter Games 2029 geben der Inklusion ein Gesicht
Von langfristiger Bedeutung – gerade im Hinblick auf die World Winter Games 2029 in der Schweiz – ist ebenso, dass beim Volunteering an der Rad- und Para-Cycling-Strassen-WM auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen und allfällig benötigte Begleitpersonen Teil der Helferteams sein können. Der Wintersport-Event im März 2029 für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung wird die Themen Inklusion, Teilhabe und Chancengerechtigkeit in unserem Land noch einmal auf ein anderes Level heben. Bruno Barth, Geschäftsführer von Special Olympics Switzerland, sagt: «Der Anlass wird Inklusion thematisieren, ihr ein Gesicht geben, die Schweizer Bevölkerung zusammenbringen und sie gegenüber Menschen, die anders sind, offener und verständnisvoller machen.» Barth ist überzeugt, dass die Spiele nachhaltig wirken und etwas auslösen werden: «Wir sind sicher, dass wir 2029 ein eigentliches Jahr der Inklusion haben werden, in dem viele Projekte, die dank der Spiele gestartet wurden, gefeiert werden und eine Plattform bekommen.»
Barth ist auch positiv gestimmt, dass in den kommenden Jahren dank der Visibilität der World Winter Games 2029 nötige Veränderungen im Schweizer Sport- und Behindertensportsystem bewirkt werden können: «Wir verstehen unter Inklusion im Sport, dass in jedem Fall Menschen zu einer Sportart gehören. Eine Basketballerin ist eine Basketballerin und damit Mitglied von Swiss Basket, findet dort ihre Angebote und hat eine Lizenz. Egal, ob sie im Rollstuhl spielt, seh- oder hörbeeinträchtigt ist oder kognitive Defizite hat.»
Veranstaltungen wie die Rad- und Para-Cycling-Strassen-Weltmeisterschaften oder die Special Olympics World Winter Games 2029 werden finanziell von der öffentlichen Hand unterstützt, benötigen aber auch private Finanzierung. Für viele Unternehmen ist die gesellschaftliche Verantwortung ein wichtiger Faktor, und durch das Sponsoring von inklusiven Projekten und Initiativen können sie zeigen, dass sie soziale Verantwortung übernehmen und sich für eine gerechtere Gesellschaft einsetzen.
Bruno Barth sagt: «Aktuell sind wir am Akquirieren der Hauptpartner. Unser Ziel ist es, acht bis zehn grosse Unternehmen für ein Engagement zu gewinnen. Mit Coca-Cola steht bereits einer dieser Hauptpartner fest. Mit einem zweiten Partner stehen wir kurz vor dem Abschluss – und das rund viereinhalb Jahre vor dem Event. Wir sind zuversichtlich, dass wir auch weitere für Sport und Inklusion engagierte Konzerne verpflichten können.»
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Sponsoring Excellence Award 2025
Am 12. März 2025 wird bereits zum 6. Mal der Sponsoring Excellence Award verliehen. Die Vorbereitungen für die Ausschreibung des 6. Sponsoring Excellence Award sind im vollen Gang. Ab sofort können auf der Website von SPONSORING SCHWEIZ Projekte eingereicht werden: sponsoringschweiz.ch/award/award-2025/. Die Anmeldefrist läuft bis am 29. November 2024.
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