Interview: Jean-Marc Grand Bild: gfm
Herr Binkert, welches waren die drei Marken-ikonen in Ihrer Kindheit oder Jugend?
Wer in meiner Jugend das richtige Paar Adidas-Sneakers trug, war besonders cool. Meine waren schwarz mit violetten Streifen. Die Swatch am Handgelenk durfte natürlich auch nicht fehlen. Und ganz besonders stolz war ich auf meinen Sony-Discman!
Mit welchem Produkt, mit welcher Marke beginnt Ihr Tag am Morgen und endet der Tag am Abend?
Der Tag kann dann richtig losgehen, sobald ich die erste Nespresso-Kapsel eingelegt und auf der Kaffeemaschine den Starknopf gedrückt habe. Enden tut der Tag dann meistens mit einem letzten E-Mail- und News-Check auf dem iPhone.
Welches Produkt oder welche Firma steht heute für exzellentes Marketing?
Da muss ich mein ehemaliges Team loben und die SWISS nennen. Die SWISS hat es geschafft, Schweizer Präzision, Gastfreundschaft und Qualität authentisch in einer globalen Markenstrategie zu vereinen und so ein unverwechselbares Premium-Flugerlebnis zu kommunizieren.
Welche Geschäftsidee oder welches Produkt hat Sie in letzter Zeit am meisten begeistert?
Ohne zu viel Eigenwerbung machen zu wollen, hat es mir die SV-eigene Hotelmarke Stay KooooK total angetan. Die Marke verbindet die Flexibilität von Plattformen wie Airbnb mit dem Komfort und der Zuverlässigkeit traditioneller Hotels. Sie punktet durch individuell anpassbare und raumeffiziente Elemente, ein stylisches, aber warmes Design und eine vollumfängliche Digital Guest Journey.
Welcher Marketingtrend oder welches Marketingthema ist für Sie momentan am wichtigsten? Warum?
Ganz besonders spannend finde ich momentan das Thema der Integration von AI in Service-Apps, die die täglichen Prozesse vereinfachen. Da beobachten wir rasante Innovationen, werden aber auch viel investieren müssen, um Nutzerakzeptanz und Datensicherheit sicherstellen zu können.
Wie kommunizieren Sie hauptsächlich mit Ihrer Kundschaft (direkter Kundenkontakt, Social Media etc.)?
Wie es sich für leidenschaftliche Gastgeber gehört, liegt uns der persönliche Kontakt mit unseren Gästen am meisten am Herzen. Aber natürlich möchten wir ihnen auch vermehrt Einblicke hinter die Kulissen gewähren, da wir auch aus der Welt der Kulinarik und der Hospitality viele schöne Geschichten zu erzählen haben. Dazu eignen sich Social Media ausgezeichnet.
Wo sehen Sie für Ihr Unternehmen künftig die grössten Chancen?
In einer Zeit, in der Remote-Office und Teilzeitarbeit Unternehmen vermehrt vor die Herausforderung stellen, dass die gelebte Unternehmenskultur zu kurz kommt, bieten unsere Mitarbeitendenrestaurants weiterhin Begegnungsorte, wo der informelle Austausch stattfinden kann.
Wo sehen Sie für Ihr Unternehmen künftig die grössten Risiken?
Im Bereich der schnellen Verpflegung bemerken wir einen gewissen Trend hin zu mehr Convenience-Produkten. Dies birgt das Risiko, dass die Breite der Kulinarik etwas eintönig werden könnte.
Push or Pull
Northwestern University oder EHL?
Am liebsten eigentlich die Kombination aus beidem: für Sozialkompetenz und Gastgebertum die EHL und für vertieftes wirtschaftliches Grundwissen die North-western University.
SWISS oder Lufthansa?
Die SWISS, wobei es diese ohne die Lufthansa-Gruppe gar nicht mehr gäbe.
Hotel oder Airbnb-Wohnung?
Hotel – und gerne mit dem individuellen Service und dem Wohlfühlfaktor, den ich mir von einem Zuhause auf Zeit wünsche.
Sterne-Gastronomie oder Fast Food?
Wieso nicht etwas dazwischen? Ein tolles Food-Erlebnis braucht nicht immer eine Sterne-Küche, und ein effizientes Betriebskonzept muss nicht immer Fast Food bedeuten.
Teamwork oder Einzelkämpfer?
Ich setze ganz klar immer auf die Kraft guter Teams.
Kundenwünsche erfüllen oder Standardlösungen anbieten?
Die Kür besteht darin, Kundenwünsche bestmöglich mit den richtigen Standardlösungen zu erfüllen.
Künstliche Intelligenz oder menschliche Kreativität?
Menschliche Kreativität! Diese kann aber sehr gerne durch KI bereichert werden.
TikTok oder Instagram?
Als visuelle Visitenkarte und Employer-Branding-Tool unserer Organisation finde ich beides interessant. Persönlich setze ich lieber auf analoge Erlebnisse.
Markus Binkert
Markus Binkert wurde 2024 zum CEO der SV Group ernannt. Zuvor war er in verschiedenen Positionen bei der SWISS/Lufthansa-Gruppe tätig, zuletzt ab 2020 als Chief Financial Officer der SWISS, mit zusätzlicher Verantwortung für Human Resources, Legal, Swiss World Cargo und IT. In der Geschäftsleitung der SWISS war er seit 2013, als er zum Chief Commercial Officer (CCO) ernannt wurde. Später übernahm er auch die Verantwortung für Pricing, Revenue Management und Distribution der gesamten Lufthansa-Gruppe. 2019 wechselte er zwischenzeitlich als CCO des Hubs München zur Lufthansa-Airline und übernahm das Marketing der gesamten Lufthansa-Gruppe. Vor seiner Zeit bei der SWISS arbeitete er als Unternehmensberater bei Bain & Company sowie in F&B-Management-Positionen in Hotels in Hongkong, London und New York. Markus Binkert ist diplomierter Hotelier der Hotelfachschule Lausanne und verfügt über einen MBA der Kellogg Graduate School of Management der Northwestern University in Chicago.