17.03.2025

Tamedia

Jetzt geht es zahlreichen Zeitungsapps an den Kragen

Bis Ende April bereinigt Tamedia sein Markenportfolio. Zahlreiche Titel verschwinden, vor allem online. Den Anfang machte das Langenthaler Tagblatt, das es auch gedruckt nicht mehr gibt.
Tamedia: Jetzt geht es zahlreichen Zeitungsapps an den Kragen
Ende April ist Schluss. Dann verschwinden zahlreiche Apps regionaler Tamedia-Titel. (Bild: cbe)

1864 erschien erstmals das Tagblatt für den Oberaargau. Ab 1920 nannte sich die Zeitung Langenthaler Tagblatt. Am vergangenen Samstag fand letztmals eine Ausgabe unter diesem Titel in die Briefkästen. Ab Montag, 17. März 2025, steht auf dem Kopf des gedruckten Blatts «BZ Berner Zeitung Emmental/Oberaargau».

«Konzentrieren uns auf vier starke Marken»

In einer Mitteilung in eigener Sache, erklärte der BZ-Chefredaktor, dass Tamedia entschieden habe, «sich schweizweit auf vier starke Marken zu konzentrieren». Eine davon ist die Berner Zeitung (persoenlich.com berichtete). Am Inhalt ändere sich mit der Namensänderung aber nichts, heisst es weiter. Das gleiche Personal, das bisher für die regionalen Seiten des Langenthaler Tagblatts berichtete, werde dies auch weiterhin tun. Zusammen mit der Zeitung hat Tamedia auch die Website langenthalertagblatt.ch und die gleichnamige App eingestellt. Online erscheinen die Artikel aus dem Oberaargau fortan auf den Plattformen der Berner Zeitung.

Die Umstellung in Langenthal liefert einen Vorgeschmack auf das, was demnächst im Berner Oberland und im Kanton Zürich geschieht. Wer heute die App des Winterthurer Landboten aufruft, sieht als Erstes den Hinweis: «Ihre News-App wird am 29. April 2025 eingestellt – wechseln Sie jetzt zur Tagi-App!»

Per Ende April wird Tamedia zahlreiche Onlinemarken einstellen. So verschwinden die Apps und Websites der Zürcher Regionalzeitungen Landbote, Zürichsee-Zeitung, Zürcher Unterländer, sowie jene von Berner Oberländer und Thuner Tagblatt. Deren Leserschaft wird aufgefordert, zu Tages-Anzeiger, respektive Berner Zeitung zu wechseln. Die gedruckten Ausgaben dieser Titel erscheinen, anders als in Langenthal, jedoch bis auf Weiteres. 

«Wir befinden uns derzeit in einer sorgfältig geplanten Übergangsphase, in der sowohl die bisherigen als auch die künftigen digitalen Kanäle mit Inhalten bespielt werden», nimmt Simon Bärtschi, Leiter Publizistik Tamedia, auf Anfrage Stellung.

Neue Funktionen sollen Kundschaft bei der Stange halten

Um das zahlende Publikum bei der Stange zu halten und ihnen möglichst keinen Anlass zum Abspringen zu bieten, setzt Tamedia zum einen auf Kontinuität; ausser dem Namen ändert sich nichts. Zum anderen bieten die Onlineplattformen neue Funktionen. Die «Regio»-Navigation in der App, personalisierte Newsletter oder individuell auswählbare Gemeindenews sollen den Zugriff auf regionale Inhalte erleichtern.

Weiter organisiert der Verlag verschiedene Aktivitäten und zeigt sich den Leuten vor Ort. Bei sogenannten «Digital Service Days» können sich Nutzerinnen und Nutzer beispielsweise zu Einstellungen in der App helfen lassen. Zudem führte Tamedia in den von der Umstellung betroffenen Regionen Veranstaltungen mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik und Verwaltung durch. «In diesem Rahmen tauschten wir uns mit ihnen über die konkreten Veränderungen vor Ort und auch über die Herausforderungen im Wandel in der Medienbranche aus», erklärt Simon Bärtschi. «Dieser Austausch wurde an allen Standorten sehr geschätzt.» Ob sich das Publikum von der Tamedia-Kommunikation überzeugen liess, werden schon die Abozahlen und der Blick in die Buchhaltung zeigen.


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