Aus journalistischer Sicht sah Sprecher das Porträt als notwendig, ja als «überfällig» an, wie sie auf kress.de schreibt. Ihr Ansatz zielte darauf ab, die Person hinter der Politikerin zu zeigen. «Niemand wusste, wie die Politikerin, die ein Fünftel aller Deutschen vertritt, als Mensch tickt», begründet Sprecher ihre Motivation, Weidel zu porträtieren. Für sie sei das ein «journalistisches Must» gewesen.
Schüler fanden Porträt «zu menschlich und nahbar»
Kritiker bemängelten zum einen den schieren Umfang des Textes – drei Zeitungsseiten – und den allzu menschlichen Zugang. So fanden etwa Studierende der Journalistenschule in München, die das Porträt in ihrer Ausbildung besprachen, der Text habe Weidel «zu menschlich und nahbar» gemacht.
Sprecher verteidigt ihre Herangehensweise gegen den vorherrschenden Trend. Reportagen müssten heute eine klare, oft von der Redaktion vorgegebene Stossrichtung haben, kritisiert Sprecher. «Sinnlichkeit und Eintauchen in eine fremde Welt? Nebensache. Die Leser und Leserinnen wollen keine Bilder mehr, sie wollen nur noch eine Meinung. Die richtige natürlich.» Gleichzeitig bleibe eine Reportage immer nur Stückwerk, eine Momentaufnahme, weiss auch Sprecher. «Und doch ist sie dank ihrer Bodenhaftung oft wahrer und informativer als die aus Google und ChatGPT zusammengeklaubte Gesamtschau.»
«Es gab ja auch viel Lob»
Auf die Frage, die ihr immer wieder gestellt werde, ob sie das Porträt nochmals so schreiben würde, antwortet sie: «Aber sicher! Es gab ja auch viel Lob. Und wer weiss, vielleicht sorgt mehr Wissen über den Menschen hinter dem politischen Gegner für mehr Lockerheit im Politbetrieb.»
Das Branchenportal kress.de, das Sprechers Rechtfertigung veröffentlicht hat, gehört dem Medienfachverlag Oberauer, in dem auch die Schweizer Journalist:in erscheint. Margrit Sprecher ist Mitherausgeberin des Fachmagazins. (nil)
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