Just wenn man denkt, dass man in Zürich den Zenit der Dekadenz erreicht hat, sitzt man morgens um 10 Uhr in Cannes im Ritz Carlton, trinkt Kaffee für 14 Euro und hört die Frau am Tisch nebenan ihren Geschäftspartner fragen, welcher Champagner auf der Karte seiner Meinung nach am meisten hervorstäche. You do you. Hauptsache wir haben Internet. Darum waren wir auch im Ritz. Weil erstens WiFi und zweitens Pêche Melba.
Hier, wo wir und ca. 90 andere Jung-von-Matt-Menschen aus allen Himmelsrichtungen herkommend untergebracht sind, geht es nicht so pompös wie im Ritz zu und her, aber unser Jung-von-Matt-Hostel hat seine Vorzüge. Wir sitzen nicht unter grossen Kronleuchtern, sondern mit unseren Laptops auf Liegestühlen; wir bestellen keine Austern vom Maître, sondern Vegi-Würstli von Carlos; und wenn wir morgens aufstehen, stehen Creative Talks von beispielsweise Malcolm Poynton, Marco Venturelli und John Hegarty über die herausragendsten Arbeiten und nicht der herausragendste Champagner auf dem Programm. Nur das Internet hier wollte die ersten Tage nicht so wirklich funktionieren. Egal. Unser Luxus ist das Wissen, dass wir alle tagtäglich das tun, was wir lieben mit den Menschen, die wir lieben. Und der aufblasbare Kiddie-Pool.
Inzwischen funktioniert auch bei uns im Hostel das Internet wieder. Nun bin ich Snob genug, das als Erfolg zu verbuchen. Das lernt man hier in Cannes: Man muss die Feste feiern, wie sie fallen; nur das Beste ist gut genug; und Werber:innen sind nichts ohne Internet.
Sonst gibt es nichts zu berichten.
Seid umarmt
Eure Rampensau, J
Jacqueline Rufener ist Creative Director bei Jung von Matt Limmat.
Alle Berichte über das Cannes Lions International Festival of Creativity 2024 finden Sie auf der entsprechenden Landingpage.
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