Anfangs dieser Woche reichte Martin Baltisser beim Ombudsmann der SRG eine
Beschwerde ein.
Es geht um den Club nach dem Sieg zur Ausschaffungsinitiative. Titel
"Ausschaffungsinitiative zwischen Triumpf und Wut". Der Vorwurf: Zwei Tage
nach dem Sieg der SVP habe der einzige Gewinner (NR Stamm SVP) die Rolle
des Buhmanns übernehmen müssen. Er sei von fünf Verlierern in die Zange
genommen worden. Der Moderator Röbi Koller habe an diesem Abend die
Uebermacht ungehindert entfalten lassen. Die rechtsbürgerliche Weltwoche
schrieb von "Monopolmedium mit Schlagseite", analysierte sogar die
Redeanteile und glaubte deutlich zu erkennen, dass das Konzept so angelegt
gewesen sei, so dass der SVP Nationalrat (als Vertreter der Volksmehrheit)
so richtig habe abgeurteilt werden können. Er hätte gar keine Gelegenheit
gehabt, seinen Triumpf zu thematisieren.
Ich habe mir die Sendung nachträglich ebenfalls angeschaut und muss
tatsächlich bei der Auswahl der Runde einige Fragezeichen setzen.
Wenn ich den Titel ernst nehme, müsste eine Balance bestehen zwischen
Vertretern, die triumphieren und jenen, die nach der Abstimmung enttäuscht
waren. Wenn fünf Enttäuschte die Sendung dominieren können, darf das Thema
Einseitigkeit diskutiert werden. Es interessiert mich nun, wie diese
Problematik der Ombudsmann beurteilt.
Bei allen Abstimmungen gibt es Verlierer und Frustrierte. Ich sah aber bis
jetzt noch nie eine Nachlese, bei der vor allem Verlierern die Bühne
überlassen wurde.
Ich bin ein vehementer Vertreter einer Kommunikationskultur, bei der Meinung
und Gegenmeinung hart aber fair ausgetauscht wird. Dennoch geht es mir dabei
auch um eine angemessene Verhältnismässigkeit.
Uebrigens: Es gibt eine legale Einseitigkeit
Ich hätte Mühe, wenn beispielsweise am 1. Mai vor allem Arbeitgeber und
Gewerkschaftskritiker zu Wort kommen würden. Am Tag der Arbeit ist der
Feiertag des Arbeiters. Selbstverständlich darf es an diesem Tag der
Standortbestimmung auch kritische Gedanken geben - doch dieser Tag gehört
einseitig der Arbeiterschaft.
Genau so stört es mich, wenn am Geburtstag der Eidgenossenschaft (1.
August) die Kritiker unseres Staates am Mikrofon den ganzen unseren Staat
schlecht machen können. Auch an diesem Feiertag sollen kritische Gedanken
auch Platz haben. Den Frustrierten, den Kritikern und Unzufriedenen darf an
diesem Freudentag nicht in erster Linie die Stimme geschenkt werden.
Wenn nun an einem Abstimmungssonntag etwas Aussergewöhnliches eintritt -
wie bei der Minarett oder bei der Ausschaffungsinitiative - hätten sich
viele Wähler eher interessiert, wie dieses Ergebnis zustande gekommen ist.
Experten und Analytiker gäbe es zu Hauf. Warum hätten an diesem Tag die
Sieger nicht eher im Mittelpunkt stehen dürfen?
Ich habe mich jahrelang mit Beeinflussungsphänomenen auseinandergesetzt. Ich
habe dabei erlebt, wie angeblich neutrale Organisatoren Veranstaltungen und
Sendungen beeinflussen konnten, ohne dass die bewusste Steuerung erkannt
worden war. Die Manipulation erfolgte lediglich durch die Auswahl der Redner
und die Themenauswahl. Angenommen, das Herz des Organisators schlägt auf der
Gegnerseite, so könnte er gezielt eine beliebte eloquente Rednerin auf
"seiner" Gegnerseite engagieren.
Bei der Befürworterseite hingegen könnte der parteiische Organisator eine
unbeliebte Person engagieren, die sich zudem kompliziert ausdrückt. Bei
dieser subtilen Manipulation oder Einseitigkeit kann ihm keine Institution
Einseitigkeit nachweisen, obwohl der Organisator gezielt und bewusst
gesteuert hat. Nach aussen ist alles korrekt. Jede Seite kommt zu Wort. Die
Redezeit könnte auch genau aufgeteilt werden. Es bleibt ein Ding der
Unmöglichkeit, jede Sendung völlig neutral zu konzipieren. Letztlich
entscheidet immer die Gesinnung der Macher. Wer etwas machen kann, der hat
im Grunde genommen MACHT.
Als Gegner jeglicher Maulkorbpolitik würde ich deshalb den
Programmschaffenden viel Vertrauen schenken und sie an der langen Leine
führen. Wichtig scheint mir jedoch die Gesinnungsvielfalt in allen
Arbeitsteams. Ich hatte bei Arbeitsgruppen gesehen, die bewusst
gesinnungspluralistisch zusammengesetzt worden sind , dass dort -
langfristig gesehen - Einseitigkeit kein Thema mehr war.
Nachdem ich jahrelang mit grossem Interesse den CLUB mitverfolgt hatte,
stellte ich bei den bisherigen Sendungen noch nie eine politische
Einseitigkeit fest. Wahrscheinlich wird der Ombudsmann diesen einmaligen
Ausriss bei der Beurteilung in einem grösseren Rahmen sehen. Persönlich bin
ich überzeugt, dass sich das Konzept "Fünf gegen Einen " im CLUB nie mehr
wiederholen wird.
BLOG
Beschwerde gegen den CLUB