Ueli Schmezer ist das, was man hierzulande als TV-Star bezeichnet. Während eines Vierteljahrhunderts moderierte er den «Kassensturz». Sympathisch, eloquent – und manchmal ein bisschen oberlehrerhaft; der ideale Einstieg für eine SP-Politkarriere. Als seelischen Ausgleich singt er Mani-Matter-Songs. Höchstwahrscheinlich auch die «Ballade vom Nationalrat Hugo Sanders». Dessen Refrain: «Wählet de Sanders – De wird's ir Schwiz de ändlech anders!» Doch seit dem letzten Sonntag ist klar: Unter Schmezer bleibt die Schweiz gleich; er wurde wider Erwarten knapp nicht in den Nationalrat gewählt. Selbst das Bundesamt für Statistik konnte daran nichts ändern.
Was erstaunt: Schmezer ist Ur-Berner und bekanntes Fernsehgesicht. Während früher eine TV-Karriere automatisch das Eintrittsticket in die grosse Politik bedeutete, zieht diese Karte nur noch beschränkt. Dies zeigt auch den medialen Wandel, LGBTQ-Influencerinnen wie die frischgekürte SP-Frau Anna Rosenwasser sind heute fast berühmter. Vorbei die Zeiten, als man nach dem TV-Aus wie Filippo Leutenegger oder Matthias Aebischer sogleich durch die Wandelhalle stolzieren konnte. Wobei Letzterer sogar als Bundesrat kandidiert. Gelänge ihm dies, wäre es auch eine kleine Rache für die Nichtwahl seines Berufskollegen. Bei der Wiederwahl eines anderen Berufskollegen hofft hingegen die halbe Welt auf den Schmezer-Effekt: Es handelt sich um Donald Trump.
Matthias Ackeret ist Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.
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30.10.2023 11:27 Uhr
30.10.2023 09:29 Uhr
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Der Schmezer-Effekt