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Die Öffentlichkeit wünscht rasche Information

Als die Raketenoffensive gegen Israel startete, informierten die Fernsehsender in Deutschland und Österreich sehr schnell –  mit einem zusätzlich eingeblendeten Lauftext unten am Bildschirm. Es wurde lediglich geschrieben, was vorgefallen war – ohne Kommentar. Das war vorbildlich.

Das Schweizer Fernsehen informierte hingegen erst später im «10 vor 10» und im «Club». Verspätet, aber mit fundierten Beiträgen. Denkbar wäre, dass man bewusst zuwarten wollte, bis Hintergrundinformationen verfügbar waren, mit Berichten von Experten, welche die Neuigkeit vertiefend beurteilten.

Die Öffentlichkeit will jedoch bei wichtigen Vorkommnissen, Katastrophen und so weiter eine sofortige Information. Es genügt bereits, den aktuellen Sachverhalt lediglich zu beschreiben. Es braucht noch keine Einschätzungen. Aus meiner Sicht genügt die rasche Information auf den Onlinekanälen auch noch nicht. Das Fernsehen müsste seine Chance der aktuellen Information mit Einblendungen besser nutzen. Diese sind heute ohne grossen Aufwand möglich. 

Aus meiner Sicht darf man jedoch beim Raketenangriff auf Israel beim Schweizer Fernsehen noch nicht von einem Versagen sprechen, weil die Macher nachträglich eine gute Leistung geboten haben. Dennoch schade, dass die Einblendungen gefehlt haben. Der Mensch wünscht sich bei ganz wichtigen Ereignissen immer schnelle, sehr schnelle Information. Ich bin überzeugt, dass die Konsumenten auf ausländische Kanäle ausgewichen sind.



Marcus Knill ist Experte für Medienrhetorik, Berater und Autor von rhetorik.ch.

Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion. 

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KOMMENTARE

Marcus Knill
05.10.2024 23:13 Uhr
Kommentar des Autors: Das Schweizer Fernsehen schrieb mir, dass es die Beschiessung Israels bereits in der Tagesschau thematisiert hatte. Diese Korrektur stimmt und ich ergänze dies gerne. Somit betrifft der Verzicht auf einen Lauftext die längere Phase zwischen Tagesschau und 10 vor 10. Dieses Defizit bleibt unbestritten.
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