Hochwasserdrama in Osteuropa, Attentatsversuch auf Donald Trump, keine Hoffnung auf das Ende der Kriege, Servette unterliegt dem unterklassigen FC Schaffhausen – was hatte ich mich am Sonntagabend auf Entspannung, endlich auf gute Nachrichten gefreut. Erwartungsschwanger sehnte ich den Relaunch von «Late Night Switzerland» herbei.
Machen wir es kurz und schmerzvoll: Die Wiederkunft im Schweizer Fernsehen mit Stefan «Büssi» Büsser und Michael Schweizer war kein Humorvulkan. Die brave Erwähnung der aktuellen Pflichtthemen der Woche genügt nicht: Ameti, Haustiere auf dem Menüplan von Trump, Yakin, Touristenschwemme, Comedy Award waren nur Streifschüsse, ein Wettbewerb «Priisgiglä» im Scheisshaus gar buchstäblich geschmacklos.
Beim unaufgeregten Auftritt von Ständeratspräsidentin Eva Herzog erinnerte ich mich wehmütig an den Schlagzeug-Einsatz von Bundesrat Albert Rösti in der ersten Staffel. Warum hat Büssi die Baslerin nicht singen oder auf dem Piccolo den Wettstein-Marsch pfeifen lassen? Ein Versuch hätte genügt …
Ein Gast aus dem Publikum schenkte ihr als Geschenk dann sein Brillenetui, eine anderer ein Kafka-Buch, ein Dritter die Zehnernote, die für seinen Enkel bestimmt war. Geht so Humor? Reicht das? Lieber Büssi, ich mag Dich trotzdem, Du bist so sympathisch, überzeugst beim Jassen, hast einen Hund – aber Entschuldigung: Deine Late Night Show ist mir einfach noch zu harmlos als Höhepunkt. Ich wünsch Dir für die nächste Sendung ein paar bissige Pointen, wortgewaltigere Gäste. Und lass doch Deine Begleitband The Beatz einige Töne mehr als nur ein paar Gitarrengriffe spielen. Musik beschwingt jede Sendung.
Hans Jürg (Fibo) Deutsch arbeitete seit 1960 für Ringier und hatte die verschiedensten Funktionen, unter anderem Chefredaktor der Schweizer Illustrierten.
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17.09.2024 10:50 Uhr
17.09.2024 06:38 Uhr
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Geht so Humor, lieber Büssi?