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Leider nur ein kurzes Wiedersehen in der Schweiz

Nach über 20-jähriger Pause strahlt SRF am 26. März 2025 wieder eine aktuelle Folge der deutschen Fahndungssendung «Aktenzeichen XY … Ungelöst» aus (persoenlich.com berichtete). Im Mittelpunkt steht ein ungelöster Luzerner Prostituiertenmord aus dem Jahr 2014, bei dem eine 36-jährige Bulgarin getötet wurde.

Erfolgssendungen, die in vielen Ländern Jahrzehnte im Programm sind, wurden abgeschafft und einen gleichwertigen Ersatz fand man nie. Das zeigt die Probleme, die sich die Fernsehleute am Leutschenbach selber zuzuschreiben haben.

Die ältere Generation erinnert sich an Sendungen, die nicht nur Strassenfeger waren, weil es nur wenige Sender gab. Nein. Sie waren gut. «Dopplet oder nüt» hätte man auch mit einem Nachfolger von Mäni Weber senden können, weil das Konzept von A bis Z stimmte. Laien, die zu den kompliziertesten Fachgebieten eine enzyklopädische Bildung hatten – das würde man auch heute gerne sehen, darüber staunen und davon lernen. Nie wieder hatte man die Volksmusikszene so im Griff wie mit Wysel Gyr und später Kurt Felix.

Und wenn wir heute eine Folge von «Aktenzeichen XY … Ungelöst» sehen, erinnern wir uns an die einst schwarz-weisse Sendung, die das Bewusstsein vermittelte, dass die Täter unter uns sind. Eduard Zimmermann, der seinen Lebensabend in Leukerbad verbrachte, formulierte es gekonnt: Die Sendung ist das «unsichtbare Netz».

Aber als die Grenzen plötzlich aufgingen, nahm man die Sendung in Zürich aus dem Programm, obwohl sich die Täter seither frei in Europa bewegen können. Keine Schweizer Fälle, keine Schweizer Zentrale. Und wenn man weiss, wie günstig das ZDF ihre Produktionen zur Ausstrahlung freigibt, ist es doppelt dumm.

Es ist eine einmalige Übernahme der ZDF-Sendung, betont SRF mit Nachdruck. Einer wichtigen und gut gemachten Sendung könnte man erneut einen Sendeplatz geben. Aber nein, noch sind die Millionen für «eigene Ideen» da. Noch.


Pierre Rothschild ist freier Medienunternehmer in Zürich in den Bereichen Filmproduktion und Presse.

Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

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KOMMENTARE

Ueli Custer
18.03.2025 12:27 Uhr
So einfach ist das nicht. Die Rundschau ist am Mittwochabend perfekt platziert. Denn am Morgen findet die Bundesratssitzung statt sodass man auf wichtige Entscheide auch adäquat reagieren kann. Und während der Session bieten sich Entscheide der Räte an. Wobei dies natürlich nicht zwingend am Mittwoch sein müsste. Es bleibt offen, ob man mit dem ZDF eine Absprache treffen könnte, Aktenzeichen XY in diesen Wochen auszustrahlen.
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