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Stille Nacht, Heilige Nacht

Roger Schawinski kennt sich aus mit Senderschliessungen. Die spektakulärste war am 25. November 1980. Der damals 35-Jährige moderierte eine Sendung, als er inmitten des Satzes unterbrochen wurde und aus dem Äther nur noch ein Rauschen erklang. Italienische Postbeamte hatten die Senderanlagen auf dem Pizzo Groppera in James-Bond-Manier gestürmt und seinen – aus Italien sendenden – «Piratensender» Radio 24 gewaltsam abgestellt. Der Rest ist Mediengeschichte.

Am 31. Dezember dieses Jahres dürfte es gesitteter zugehen; doch das Rauschen bleibt das Gleiche, wenn landesweit alle SRG-Sender auf UKW verstummen, um auf DAB+ weiterzusenden. Eine Woche nach der Heiligen Nacht folgt die Stille. Weltweit ein wohl einzigartiger Vorgang, dass ein Staatssender freiwillig seinen Betrieb einstellt.

Der gleiche Schawinski erwartet das nackte Chaos, da ein beachtlicher Teil der Bevölkerung – vor allem in Autos – noch immer UKW höre. Der SRG wirft er unlautere Motive vor, da sie die Tatsache ignoriere, dass die Privatsender noch zwei weitere Jahre auf UKW empfangbar seien – dank Röstis Verdikt. Empörte Hörer drohen, ihre UKW-Radios an die Verantwortlichen zurückzusenden, andere wollen die frei werdenden SRG-Frequenzen mit eigenen Programmen belegen. Ein Hauch von Anarchie liegt in der Luft. Die SRG hingegen ist der Ansicht, dass der Wechsel auf DAB+ geräuschlos geschehe.

Sollte dies doch nicht der Fall sein, könnte man notfalls nochmals den Pizzo-Groppera-Sender in Betrieb setzen. Ein rauschender UKW-Empfang ist manchmal besser als gar keiner.



Matthias Ackeret ist Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.

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KOMMENTARE

Wilhelm tell
23.12.2024 00:43 Uhr
Wäre schlauer gewesen ein Sender Rigi mit SRF Ukw lassen für die Deutschweiz mit voller Leistung.
Felix schwaibold
22.12.2024 21:17 Uhr
Roger schawinsi hat einmal gesagt das er nicht den Pizzi gropera reaktivieren wird im Jahr 2020
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